Andacht vom 21.12.2008:
Auch ein Bild von Stalingrad
Siehe, um Trost war mir sehr bange. Du aber hast dich meiner Seele herzlich angenommen, dass sie nicht verdürbe; denn du wirfst alle meine Sünden hinter dich zurück. Jesaja 38,17
In der Berliner Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche hängt eine Zeichnung, der man den Titel "Madonna von Stalingrad" gegeben hat. Sie zeigt eine Mutter, die sich mit ihrem Kind in einen weiten, schützenden Mantel gehüllt hat. Auf der linken Seite stehen die Worte "1942 Weihnachten im Kessel", darunter "Festung Stalingrad" und auf der rechten Seite "Licht - Leben - Liebe". Das Bild wurde von Dr. Kurt Reuber, dem Oberarzt eines Lazaretts, auf die Rückseite einer russischen Landkarte gezeichnet. Es drückt eine tiefe Sehnsucht nach Geborgenheit aus.
Die Siegesfanfaren waren längst verstummt. Der Kampf der eingeschlossenen deutschen Soldaten war aussichtslos. Der Donner der Geschütze kündigte das baldige Ende an. Tod oder Gefangenschaft standen ihnen bevor. Keine Spur von Trost oder Hoffnung, nur die blanke Verzweiflung. Da zeichnet Kurt Reuber, der 1944 in russischer Gefangenschaft verstarb, sein Bild der Geborgenheit. Sein Glaube an den Erlöser, den er dem Betrachter mit seinem Bild vermitteln wollte, war seine Zuflucht.
Hier, wo alles dunkel war, suchte er den, der von sich gesagt hatte: "Ich bin das Licht der Welt!" Wo es nur Tod und Sterben gab, dachte er an den, der sich das "Brot des Lebens" nannte und den Seinen ewiges Leben versprochen hatte. Und wo nur Hass und Gewalt waren, suchte er den, der uns die Liebe Gottes gebracht hat.
In unserem Land, in dem wir uns einer verhältnismäßig langen Friedenszeit erfreuen dürfen, können wir uns kaum in die Lage jener Kriegstage hineinversetzen. Aber wir alle brauchen die Geborgenheit, die wir nur in Jesus finden können. Wie schnell brechen Krankheit und Sorgen in unser Leben ein! Die Dunkelheit, die über der Zukunft und dem Weltgeschehen liegt, lässt uns nicht unberührt. Da können wir oft nicht anders als beten: "Herr, tröste uns!"
Diesen Trost hat König Hiskia, von dem unser Andachtstext stammt, in tödlicher Krankheit erfahren: "Du hast dich meiner Seele herzlich angenommen." So will sich Jesus heute auch meiner und deiner Seele herzlich annehmen!
Konrad Edel
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.