Andacht vom 22.12.2008:
Macht auf die Herzenstür!
Gelobt sei, der da kommt, der König, in dem Namen des Herrn! Friede sei im Himmel und Ehre in der Höhe! Lukas 19,38
In der Adventszeit werden manche Erinnerungen aus der Kindheit wach. Ich denke an die Lieder, die meine Mutter mit uns sang. Für jede Jahreszeit gab es Lieder, und manche kannten wir so gut, dass wir übermütig eigene Texte dichteten, unsere Mutter damit aus dem Takt brachten und dann erst einmal zusammen lachten. Schön, wenn eine Mutter mit ihren Kindern singt und lacht! Aber zur Adventszeit waren es andere Lieder. Von einem König sangen wir, der kommen sollte. Sogar ein König aller Königreiche würde er sein. Große Freude und lautes Jauchzen würden sein Kommen begleiten. Nur eines blieb uns Kindern immer ein wenig geheimnisvoll: Die Geburt des Jesuskindes hatte so gar nichts Königliches an sich. Das war eher ein Bericht von verschlossenen Türen und sehr bescheidenen Verhältnissen. Seine Eltern mussten sogar mit ihm flüchten und kehrten erst viel später in die Heimat zurück. So geht man doch nicht mit einem König um!
Dass er trotzdem ein König war, ist mir erst viel später aufgegangen, als Jesus sagte: "Wenn der Menschensohn kommt in seiner Herrlichkeit, begleitet von allen Engeln, dann wird er sich auf den königlichen Thron setzen." (Mt 25,31 GNB) "Dann" - das heißt doch: Sein Kommen in Königswürde steht noch aus, aber es wird standesgemäß sein, mit einem königlichen Gefolge. Und das wird ein weltumspannendes Ereignis sein. Kein Wunder, dass die Bibel aufruft, sich auf dieses Ereignis vorzubereiten.
Da gewinnen die Adventslieder eine neue Bedeutung, die nach vorne weist: "Macht hoch die Tür, die Tor macht weit, es kommt der Herr der Herrlichkeit." Die Vorfreude auf dieses Kommen reicht weit über die wenigen Wochen am Ende eines Jahres hinaus. Denn Jesus ist auch damals zu uns gekommen als "Heiland aller Welt zugleich, der Heil und Leben mit sich bringt ..." Das ist größer als alle Geschenke, die wir uns gegenseitig machen könnten.
Da kann man nur wünschen, dass viele die Türen öffnen und den in ihr Leben hineinlassen, der das, was er vor 2000 Jahren begonnen hat, mit seinem Kommen in königlicher Würde vollenden wird. Danke Jesus, für die freudigen Lieder, die uns auf dieses Ereignis einstimmen!
Johannes Fiedler
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.
