Andacht vom 23.12.2008:
Eine mutige Maria!
Fürchte dich nicht, ich stehe dir bei! Hab keine Angst, ich bin dein Gott! Ich mache dich stark, ich helfe dir, ich schütze dich mit meiner siegreichen Hand! Jesaja 41,10 (Gute Nachricht Bibel)
Ein Engel taucht bei Maria auf, und sie erschrickt. Die Situation ist für sie so einmalig, dass sie sie nicht einordnen kann. So eine Begegnung kommt ja nicht jeden Tag vor. Doch offenbar macht Maria nicht die Erscheinung des Engel Angst, sondern seine Anrede: "Sei gegrüßt, Begnadete! Der Herr ist mit dir ... Denn du hast Gnade bei Gott gefunden." (Lk 1,28.30 EB) In der Regel ist in der Bibel diese Formel "Du hast Gnade gefunden" mit einem besonderen Auftrag verbunden. Angst und Sorge sind eine angemessene Reaktion der Maria. Was wird hier wohl von ihr verlangt? Maria soll den Sohn Gottes gebären.
Das ist in mehrfacher Hinsicht eine Herausforderung. Menschlich sehr nahe liegend ist die Sorge, weil Maria verlobt, aber noch nicht verheiratet ist. Für ihre Zeit war eine Schwangerschaft in der Verlobungszeit eine Schande und konnte gar den Tod durch Steinigung nach sich ziehen. Unter Marias Bedingungen ist das "Ja" zu diesem Kind ein gewaltiger Schritt. Um wie viel mehr noch, wenn das Kind der Sohn Gottes sein wird. Da muss sie sich doch fragen: Kann ich dem gerecht werden? Kann ich das aushalten?
Nun kommt Gott Maria in ihren Angstfragen zu Hilfe: Fürchte dich nicht, lässt er ihr ausrichten. Kann man einfach Angstfreiheit befehlen? Natürlich nicht. Unterdrückte Angst macht nicht frei, sondern eher krank und lebensunfähig. In der Bibel taucht das "Fürchte dich nicht!" über 100-mal auf. Und das heißt: Gott steht an deiner Seite. Die Weihnachtsgeschichte hat den zentralen Inhalt: Gott kommt zu den Menschen, um sie in ihrem Leben und damit auch in ihren Ängsten zu begleiten. Selbst die Todesangst am Ende seines Lebens hat der Sohn Gottes nicht ausgelassen.
Und Maria, die mit der Weihnachtsgeschichte so eng verbunden ist, erfährt: Gott nimmt ihre Angst ernst, aber er verspricht auch, Marias Leben zu begleiten. Deshalb kann letztlich nicht die Angst ihre Entscheidung bestimmen, sondern das Versprechen der Nähe Gottes. Mit den Worten "Ich bin die Magd des Herrn" (V. 38) vertraut Maria ihr Leben ganz Gott an.
Das ist für mich die biblische Hilfe im Umgang mit der Angst. So fühle auch ich mich inmitten meiner Angst bei Gott geborgen. Ich wünsche dir die Nähe und Begleitung Gottes, der deine Angst ernst nimmt und dich dennoch zum Leben befreit.
Beate Strobel
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.
