Andacht vom 09.02.2009:
Kindlich, nicht kindisch!
Jesus rief ein kleines Kind, stellte es in ihre Mitte und sprach: "Das will ich euch sagen: Wenn ihr euch nicht ändert und so werdet wie die Kinder, kommt ihr nie in Gottes neue Welt." Matthäus 18,2.3 (Hoffnung für alle)
Da stand er vor mir im tiefen Schnee, der kleine Knirps mit seinen vielleicht vier Jahren. In der einen Hand hielt er ein abgerissenes Seil und an der anderen den kleinen Schlitten. Seine Geste war eindeutig: Kannst du mir mal helfen, die Leine an den Schlitten zu binden? Bei einer solchen Bitte konnte ich nicht nein sagen, und so knotete ich die beiden Enden wieder zusammen, zog sie richtig straff und - weg war er wie der Wirbelwind. Das "Danke" konnte ich gerade noch erahnen. Jetzt lief er schon wieder - den Schlitten hinter sich her ziehend- den Rodelberg hinauf, so, als wäre nie etwas gewesen.
Ist doch toll, dachte ich mir, da kommt so ein kleiner Junge, der dich nur ein wenig kennt, und er hat so viel Vertrauen, dass er dich bittet, sein Problem zu lösen. Das klingt vielleicht etwas hochtrabend, aber im Grunde ging es darum. Er hat auf mich gesetzt. Und unausgesprochen vermittelte seine bittende Geste: Du packst das schon, du bist doch ein Erwachsener!
Ich gestehe, dass ich nicht so schnell jemanden bitte, mir zu helfen. Zuerst versuche ich, die Sache selbst in den Griff zu kriegen. Und dann: Warum soll ich den anderen mit meinen Problemen belasten? Außerdem bin ich doch erwachsen. Und was sollte der andere denn denken, wenn er von meinen Problemen erführe? Am Ende wüssten dann bald alle Bescheid.
Weil die Menschen auch schon früher so gedacht haben wie ich, fordert uns Jesus auf, so zu werden wie die Kinder; sie uns zum Vorbild für Vertrauen zu nehmen. Es geht nicht darum, kindisch zu werden, sondern so bedingungslos zu vertrauen wie ein Kind.
Ich weiß, wir machen nicht immer gute Erfahrungen, wenn wir andern vertrauen. Und manche meinen sogar: "Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser." Aber könnten wir nicht Menschen sein, denen man ganz vertrauen kann? Wenn wir den Anfang machten, dann wäre das nicht nur für unsere Kinder toll. Außerdem gilt immer noch die Zusage Gottes, dass wir ihm in allen Lebenslagen vertrauen dürfen und er uns helfen wird.
Vielleicht bringen wir uns um viele gute, glaubensstärkende Erfahrungen, wenn wir Gott nichts zutrauen. Die kleine Begebenheit mit dem Schlitten hat mir wieder neu Mut gemacht, mein Vertrauen heute auf Gott zu setzen.
Johannes Hartlapp
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.