Andacht vom 12.03.2009:
Nah und doch so weit?
Fürwahr, du bist ein verborgener Gott, du Gott Israels, der Heiland. Jesaja 45,15
Beim ersten Nachdenken über dieses Bibelwort kann man den Eindruck haben, es gäbe einen Widerspruch in Jesajas Aussage. Entweder ist Gott der ferne, verborgene Gott, oder er ist der heilende, und damit der nahe Gott.
Zunächst müssen wir einsehen: "Fürwahr, du bist ein verborgener Gott!" Wie wollen wir Menschen - irdische, sterbliche und irrende Wesen - den Schöpfergott in seiner Allmacht, Allwissenheit, Allgegenwart und Ewigkeit mit unserem Verstand erfassen? Das ist unmöglich! Ein Wort des Paulus macht das sehr deutlich: "Wie groß ist doch Gott! Wie unendlich sein Reichtum, seine Weisheit, wie tief seine Gedanken. Wie unbegreiflich für uns seine Entscheidungen und seine Pläne! Denn wer könnte jemals Gottes Absichten erkennen? Wer könnte ihm raten?" (Rom 11,33.34 Hfa)
Die Bibel sagt uns aber auch, dass Gott nahe ist. Als die Menschen einen Turm bauen wollten, der bis an den Himmel reichen sollte, fuhr Gott hernieder (1 Mo 11,7) und zerstreute sie in alle Winde. Die Sprachenverwirrung anlässlich des Turmbaus war Gerichtshandeln Gottes.
Paulus jedoch schreibt von einem anderen "Herniederfahren". In Jesus wurde Gott Mensch und offenbarte sich den Menschen. In Christus ist uns Gott Helfer, Heiland und Retter geworden. Nach seiner menschlichen Geburt bekam unser Herr den Namen "Immanuel", das bedeutet: "Gott mit uns!" Eine alttestamentliche Verheißung ging in Erfüllung und Gott löste sein Versprechen ein, mit uns Mensch zu sein.
Gott ist mit uns - mit dir und mir - in dem Glaubenskampf, den wir zu kämpfen haben. Gott ist mit dir, wenn du um des Glaubens willen von Menschen verlassen oder angegriffen wirst. Gott ist mit dir, wenn du den letzten Gang auf dieser Erde anzutreten hast. "Und geht es auch durch dunkle Täler, fürchte ich mich nicht, denn du, Herr, bist bei mir." (Ps 23,4 Hfa)
Was Dietrich Bonhoeffer schrieb, gilt für heute, für morgen und für alle Tage unseres Lebens:
Von guten Mächten wunderbar geborgen erwarten wir getrost, was kommen mag. Gott ist mit uns am Abend und am Morgen und ganz gewiss an jedem neuen Tag.
Hermann Beier
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.