Andacht vom 23.03.2009:
Hand auf Hand
Seht, welch eine Liebe hat uns der Vater erwiesen, dass wir Gottes Kinder heißen sollen - und wir sind es auch! 1. Johannes 3,1
Ich sitze am Schreibtisch. Gerade schaut mein kleiner Neffe durch die Glastür zu mir herüber und lächelt mich an. Zehn Monate ist er alt. Auf wackligen Beinen steht er vor meiner Tür. Die leuchtend blauen Augen strahlen mich an. Seine vier Zähnchen blitzen ganz weiß. Er lacht, und seine kleinen Händchen klatschen freudig an die Türscheibe.
Ich lache zurück, gehe zur Scheibe und halte meine riesige Hand an seine Patschhand. Eine kleine Hand, die noch alles in den Mund steckt. Eine kleine Hand, die das Essen auch wieder aus dem Mund herausfischt. Eine kleine Hand, die manchmal Blödsinn macht.
Ich frage mich, ob es Gott genauso geht. Er nennt uns "Kinder" (1 Joh 3,1) und weiß zugleich über alles Bescheid, was wir schon mit unseren Händen angestellt haben - und nicht nur damit. Und trotzdem steht er auf, kommt an meine Tür und hockt sich auf meiner Höhe vor die Scheibe.
Wir haben einen Gott, der auf unser Lachen und Weinen reagiert. Einen Gott, der auf uns zukommt, wenn wir ihn suchen. Einen Gott, der seine große Hand auf unsere kleine legt und uns zeigt, dass wir bei ihm sicher und geborgen sind. Unsere kleine an seiner großen Hand.
Sehnen wir uns nicht alle danach? Nach jemandem, der uns auch ohne Worte versteht, der auf unsere Sorgenfalten und Freudentränen achtet? Nach jemandem, der unsere Hand hält, der sich von unserer Vergangenheit nicht stören lässt?
Das Bild von der Hand lässt mich nicht los. Zwei Hände sind stärker und sicherer als meine kleine allein. Ich darf Gottes Hand vertrauen und gleichzeitig staunen, dass er sich klein gemacht hat, damit ich meine Hand an seine halten kann. Und ich darf wissen: Es lohnt sich auch heute, Gottes Hand zu ergreifen und festzuhalten.
Stephanie Keim
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.
