Andacht vom 11.04.2009:
Man kann über alles reden! - Oder doch nicht?
Verlass dich auf den HERRN von ganzem Herzen, und verlass dich nicht auf deinen Verstand, sondern gedenke an ihn in allen deinen Wegen, so wird er dich recht führen. Sprüche 3,5.6
Phil Bosmans hat einmal gesagt: "Ich weiß, man kann Gott totschweigen, aber ich weiß auch, man kann ihn totreden." Die Zeiten, als man über Gott redete wie über das Wetter, sind definitiv vorbei. Wir sollten ihnen auch nicht nachtrauern. Das engagierte Gespräch mit und über Gott hat nichts mit religiöser Schwatzhaftigkeit zu tun. Doch heute wird der Glaube mehr und mehr zu einem Tabuthema. Untersuchungen zufolge reden 77 Prozent der Menschen in Westeuropa grundsätzlich nicht über Religion.
Religion und Glauben jedoch haben mit den Grenzen des Lebens zu tun. Sie erinnern uns daran, dass das Leben eine Gratwanderung und der Absturz oft nur einen Steinwurf entfernt ist. Unsere modernen Lebensentwürfe sehen allerdings so aus, als bewegten wir uns auf einer riesigen Autobahn mit genügend Spuren für jedes Tempo und einem breiten Randstreifen, wo im Falle einer Panne in wenigen Minuten der Abschleppdienst zur Stelle ist. Irgendwo habe ich kürzlich einen Satz gelesen, der mir nachging: "Die Kunst des Lebens besteht darin, es leicht erscheinen zu lassen." Mir scheint, viele Menschen haben es in dieser Kunst weit gebracht. Sie erwecken den Anschein, dass sie das Leben im wahrsten Sinn des Wortes "meistern" und alle Tricks und Kniffe kennen, mit denen man sich so durchschlägt.
Dabei haben wir längst erkannt, wie sehr wir den Launen der Natur, der Wirtschaft und der Gesellschaft ausgeliefert sind, und wie wenig wir mit unseren eigenen Steuerungsinstrumenten beeinflussen können. Sobald wir aber dieses Wissen in Worte fassen, stellt sich die Gretchenfrage der Religion: Worauf vertraust du? Statt Natur, Leben, ja sogar Gott "meistern" zu wollen, sollten wir uns wieder vermehrt als Lernende verstehen.
Der christliche Glaube bezieht sich in seinem Wesen auf die große Liebesgeschichte des Lebens. Gott - Ursprung und Ziel allen Lebens - meint dich! Er möchte dir die Pforten des Lebens öffnen und dich in alle Geheimnisse einweihen - soweit du sie verstehen kannst. In dieser Weisheit, die Salomo der
berechnenden Schläue entgegensetzt, sind keine Täuschungstricks im Angebot, sondern echte Hilfe in schwierigen Lebenssituationen.
Matthias Morgenroth
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.