Andacht vom 24.04.2009:
Entscheide Dich!
Siehe, ich lege euch heute vor den Segen und den Fluch. 5. Mose 11,26
Dieser Bibeltext legt uns nahe, zwischen zwei Möglichkeiten zu wählen. Im weiteren Verlauf des damaligen Geschehens wird Gott sein Volk ausdrücklich dazu aufrufen, das Leben zu wählen.
Was aber bedeutet es, sich zwischen Segen und Fluch zu entscheiden? Sind wir bei dieser Auswahl wirklich immer unabhängig? Können wir etwa frei wählen, ob wir zum Beispiel mit gesunden Kindern oder einem langen Leben gesegnet sind? Angenommen, wir könnten das wirklich, wer würde dann Leid oder Tod wählen mögen? Wir können uns zwar nicht immer aussuchen, was uns widerfährt, aber uns durchaus für eine der beiden Möglichkeiten entscheiden. In dieser Entscheidung liegt der Keim für Segen oder Fluch.
Es gibt Kranke, die zu ihrem Leiden noch Verzweiflung hinzufügen. Wir kennen aber auch unheilbar Kranke, die glücklich leben, dankbar für jeden neuen Tag und voller Verständnis für andere Menschen. Solche Beispiele überraschen und beschämen uns. Gut wäre es, wenn sie uns Mut zum eigenen positiven Handeln gäben.
Maurice Ravel komponierte 1931 ein Klavierkonzert für nur eine Hand. Anlass war die Behinderung des Pianisten Paul Wittgenstein. Er hatte seinen rechten Arm im Krieg verloren und konnte keines der vorhandenen Stücke mehr spielen. Ravel komponierte für ihn ein Klavierkonzert für die linke Hand und Orchester. Ich las vom Rabbiner Goldberger, er habe die Aufnahme dieses Konzertes immer dann gehört, wenn er darüber nachdachte, wie er auf Trauer und Verzweiflung reagieren sollte. Die Musik, und noch mehr die Geschichte, die in ihr verborgen liegt, sind ein starker Anstoß zum Nachdenken.
Der Mensch ist fähig, Schwäche in Kraft zu verwandeln, und Tragödie in Schönheit. Wir alle stehen immer wieder vor ähnlichen Entscheidungen: Wie reagieren wir auf Schicksalsschläge? Wer unter uns trägt keine Lasten oder leidet nicht unter Schwierigkeiten? Hat nicht jeder einen guten Grund, sich zu beklagen? Gestatten wir es, dass die NÖTE unser Leben verdunkeln, oder machen wir daraus TÖNE, die ein wenig Licht ins Dunkel bringen?
Nicht immer können wir zwischen Gutem und Schlechtem wählen. Ob wir aber Segen oder Fluch in unser Leben bringen, hängt davon ab, ob wir Gott in unserem Leben wirken lassen. "Siehe, ich lege euch heute vor den Segen und den Fluch." So segne uns der Herr heute in allem, was uns widerfährt.
Werner Jelinek
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.