Andacht vom 29.06.2009:
Was auch geschehen mag ...
Ein jegliches hat seine Zeit, und alles Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde ... Er [Gott] hat alles schön gemacht zu seiner Zeit, auch hat er die Ewigkeit in ihr Herz gelegt... Denn ein Mensch, der da isst und trinkt und hat guten Mut bei all seinem Mühen, das ist eine Gabe Gottes. Prediger 3,1.11.13
Gestalte ich mein Leben selbst oder wird es mir gegeben? Eine wichtigere Frage gibt es nicht. Sie ist schon zweieinhalbtausend Jahre alt. Wer sein Leben verstehen will, wenigstens ein bisschen, muss sich diese Frage beantworten. Nicht nur einmal vermutlich, sondern mehrmals im Leben. Wenn es nicht mehr läuft wie geschmiert, wenn die Pläne wegrutschen; wenn Tränen mich niederdrücken; wenn Freude mich überwältigt.
Der alte Herr, der diese Worte geschrieben hat, hat eine Antwort darauf gefunden. Auch er hat lange gebraucht. Aber dann weiß er es. Gott hat mir die Ewigkeit ins Herz gelegt, sagt er sich und schreibt es auf. Gott will, dass ich guten Mutes bin bei allen meinen Mühen. Hier steht ja auch beides: Es gibt viel Mühe im Leben. Ich soll doch guten Mutes sein oder wieder werden. Ich brauche mich nicht aufzugeben. Ich muss meinen Kopf nicht in den Sand stecken. Ich gehe nie verloren.
Gott ist mehr wert als meine Zeit, mehr als mein Leben, mehr als die Schrecken des Daseins. Gott ist meine Zukunft, meine Ewigkeit. Manchmal kann ich das nicht glauben - ich geb's zu. Dann bin ich wie festgefahren. Meine Pläne, meine Hoffnung, meine vielen Wünsche ..., denke ich dann und sehe und höre nichts anderes mehr.
Das will Gott nicht. Er holt mich da raus, weckt mich auf, sozusagen. Dann werde ich geschüttelt vor Glück - oder vor Schmerz. Ich soll endlich weg von mir selbst. Ich soll meine Augen und Ohren woanders hinlenken. "Mach doch deine Sinne auf!", sagt Gott dann zu mir. "Es gibt mehr als deine Pläne, mehr als deine Lebensjahre, mehr als die Zeit."
Der alte Herr vor zweieinhalbtausend Jahren hat das alles schon gewusst. Das gefällt mir. Er hat Erfahrungen gemacht und nachgedacht. So viel ändert sich nicht im Leben von Gott und Menschen. "Ein jegliches hat seine Zeit", aber es gibt auch noch mehr als die Zeit. Es gibt auch Gott, der Herr ist über Zeit und Ewigkeit. Manchmal, wenn ich ganz still bin, kann ich Gott reden hören. "Was immer geschieht", sagt er dann, "Ich will dich nicht verlassen noch von dir weichen." (Jos 1,5b)
Beate Strobel
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.