Andacht vom 16.08.2009:
Schön sein - im Auge des Betrachters
Ich danke dir dafür, dass ich wunderbar gemacht bin; wunderbar sind deine Werke; das erkennt meine Seele. Psalm 139,14
Ich danke dir dafür, dass ich wunderbar gemacht bin; wunderbar sind deine Werke; das erkennt meine Seele. Psalm 139,14
Mit der Gestalt, die man da im Spiegel vor sich sieht, wirklich einverstanden zu sein oder sich sogar schön zu finden - das ist keine leichte Übung! Ich vermute, sie gelingt nur den wenigsten Menschen. Sicher, mit den Jahren hat man sich an den Anblick gewöhnt. Aber bei vielen siegt doch immer wieder der kritische Blick auf das eigene Aussehen: die Pfunde, die zu viel werden; die Nase, die schon lange stört, oder auch die Schlupflider. Klar, man kann alles behandeln lassen. Und immer mehr Menschen spielen ja mit dieser Möglichkeit und unterziehen sich dann wirklich einer Schönheitsoperation. Tatsächlich sind manche hinterher zufriedener und wieder versöhnt mit dem eigenen Anblick, fürs Erste jedenfalls. Trotzdem bleibt der am häufigsten wiederholte Satz: Wirklich glücklicher bin ich jetzt auch nicht! Das heißt, auf diesem Weg wird wohl kaum jemand vom kritischen Blick auf sein Aussehen für immer geheilt. Und Lebensglück - das findet erst recht woanders statt.
Für das Thema Schönheit gelten also zwei Dinge: Man kann Schönheit nicht "machen" und auch nicht hin- oder wegoperieren. Und man kann sie nicht im eigenen Spiegelbild finden.
"You are so beautiful!", singt Joe Cocker, "du bist so schön!" Aber dabei steht er natürlich nicht vor dem Spiegel, sondern vor einem lebendigen Gegenüber, vor der Frau, die er liebt. "You are so beautiful to me" - für mich, in meinem Herzen, in meinen Augen, bist du schön!
Was für ein Kompliment! Und mehr als das, es ist ein Stück Verwandlung. Denn wer das für sich hören kann, wird sich in so einem Moment von Kopf bis Fuß richtig schön fühlen - und auch richtig schön sein. Schönheit entsteht im Auge des Betrachters, sagt man. Tatsächlich findet Schönheit immer in Beziehung statt. Und dabei können die Augen des Betrachters oder die Augen der Betrachterin auch Schönheit wecken, sie sozusagen erschaffen.
Das sind kostbare Momente. Denn solche Momente machen einen großen Unterschied zwischen Aussehen und Ausstrahlung. In ihrem Licht kann man sich manchmal auch selbst mit anderen Augen sehen. Und man ist dann richtig zu Hause im eigenen Körper, so wie er ist. "Ich danke dir dafür, dass ich wunderbar gemacht bin; wunderbar sind deine Werke; das erkennt meine Seele." (Ps 139,14)
Beate Strobel
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.