Andacht vom 19.09.2009:
Nach-denkliches
Wenn ich mich zu Bette lege, so denke ich an dich, wenn ich wach liege, sinne ich über dich nach. Psalm 63,7
So redete zu biblischen Zeiten ein Mensch mit dem Allerhöchsten. Er tat das, weil er Gott liebte. Und so beschloss er seinen Tag mit den Worten: "Wenn ich mich zu Bette lege, so denke ich an dich."
Der Tag lässt oft nicht zu, das zu verwirklichen, was ich mir am Morgen vorgenommen habe. Ich möchte mich so gern jede Stunde einmal bei Gott melden: "Hier bin ich, Herr." Auch am Abend ist es manchmal schwer, hinüber zu finden in jene Atmosphäre der inneren Sammlung und Stille. Früher, mit Eltern und Geschwistern, haben wir zur Andacht viel gesungen und Gott gelobt, ihm gedankt und Besinnung erlebt. Sehr gut erinnere ich mich noch an den Choral von Matthias Claudius, den wir vierstimmig eingeübt hatten: "Der Mond ist aufgegangen, die güld'nen Sternlein prangen am Himmel, hell und klar ..." Auch die Welt, die uns "so stille und in der Dämm'rung Hülle so traulich und so hold" umgab - im dunklen, aber schönen Schwarzwald übrigens - war, trotz der Zeit des Zweiten Weltkriegs, noch ein Stück heile Welt.
Matthias Claudius (1740-1815), der Dichter des genannten Liedes, führte äußerlich ein zurückgezogenes, bescheidenes Leben. Doch in seiner großen, genügsamen Familie bestand eine kindliche Dankbarkeit gegenüber Gott und eine ansteckende Fröhlichkeit. Claudius wusste, wo die Sorgen abzulegen sind. Mit seinem Gottvertrauen wurde er vielen Christen zum Vorbild.
David hat seinen Psalm jedoch nicht im Frieden einer traulich-holden Abendstunde gedichtet, sondern in der Wüste Juda, auf der Flucht vor seinem Sohn Absalom. Aber auch ihm gab die Verbindung mit seinem Gott Halt. Er fühlte sich selbst dort - wie in jeder Lebenslage - bei Gott geborgen.
Manchmal, wenn es Ärger gegeben hat, wenn ich müde bin oder wenn sich zwischen Tagesende und Schlafengehen noch ein Stück laute Welt gedrängelt hat, rufe ich mir jene Verse des Abendsegens in Gedächtnis: "Wenn ich mich zu Bette lege, so denke ich an dich. Wenn ich wach liege, sinne ich über dich nach." Vor dieser Frömmigkeit, dieser innigen Beziehung zu Gott, weichen die Störgeister, und der Friede Gottes kann uns erfüllen - auch an diesem Tag.
Albrecht Höschele
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.