Andacht vom 20.09.2009:
Wenn einer eine Reise tut - kann er sich bewähren.
Schließlich kam ein Reisender aus Samarien. Als er den Überfallenen sah, ergriff ihn das Mitleid. Er ging zu ihm hin, behandelte seine Wunden mit Öl und Wein und verband sie. Dann setzte er ihn auf sein eigenes Reittier und brachte ihn in das nächste Gasthaus, wo er sich weiter um ihn kümmerte. Am anderen Tag zog er seinen Geldbeutel heraus, gab dem Wirt zwei Silberstücke und sagte: "Pflege ihn! Wenn du noch mehr brauchst, will ich es dir bezahlen, wenn ich zurückkomme." Lukas 10,33-35 (Gute Nachricht Bibel)
Obwohl ich Jesu Erzählung vom barmherzigen Samariter schon oft gelesen habe, bin ich doch jedes Mal wieder fassungslos. Da wird ein Reisender brutal zusammengeschlagen und ausgeraubt. Er liegt schwer verletzt am Straßenrand und würde ohne Hilfe sterben.
In einigem Abstand voneinander kommen zwei fromme Männer an ihm vorbei. Zuerst ein Priester, also jemand, der "dienend vor Gott steht", so die abgeleitete Bedeutung des hebräischen Wortes für Priester (kohen). Aber er scheint kein Interesse daran zu haben, einem Mitmenschen in Not zu dienen. Gleiches gilt für den Leviten, einen Bediensteten am Tempel.
Erst ein vermutlich "ungläubiger" Ausländer aus Samarien erbarmt sich des Verletzten, leistet Erste Hilfe, transportiert ihn zu einer Herberge, wo er versorgt wird, und bezahlt den Wirt aus eigener Tasche.
An dieser Stelle frage ich: Wo finde ich mich selbst in diesem Gleichnis wieder? Wenn ich es mir recht überlege: in der Rolle des Wirts. Er hilft, ohne etwas dafür zu riskieren und bekommt es zudem bezahlt. Dienen ist sein Beruf.
Viele Christen haben ebenfalls dienende Berufe. Daran ist nichts Schlechtes, aber Jesus stellt nicht den Wirt, sondern den Samariter als Vorbild hin. Christliche Kirchen - auch die Siebenten-Tags-Adventisten -unterhalten zahlreiche soziale Einrichtungen, die ein Segen für viele Menschen sind. Ihre finanziellen Aufwendungen bekommen sie meist erstattet: von den Sozialversicherungen, vom Staat oder von den Bedürftigen selbst. Wir sind hervorragende "Wirte" - und das ist gut so. Aber ob das reicht? Jesus braucht auch "Samariter": Menschen mit Zivilcourage, die sich uneigennützig für andere einsetzen - und "Wirte", die sie unterstützen.
Thomas Lobitz
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.