Andacht vom 06.10.2009:
Gehorchen? - Iggit, iggit!
Durch ihn haben wir empfangen Gnade und Apostelamt, in seinem Namen den Gehorsam des Glaubens aufzurichten unter allen Heiden. Römer 1,5
Kaum ein Begriff ist in unserer heutigen Gesellschaft so verpönt wie das Wort "Gehorsam". Für viele bedeutet Gehorsam, den Willen eines anderen ausführen und womöglich etwas tun zu müssen, was man selber gar nicht will, einen Teil der eigenen Freiheit zu verlieren. Ob bei der Erziehung des Kleinkindes, in der Schule, ja sogar bei der Verkündigung des Willens Gottes versucht man deshalb, diesen Begriff zu vermeiden.
Diese Abneigung wird verständlich durch unsere Vergangenheit, in der Gehorsam mit Zwang, Angst und Unterdrückung des Gewissens verbunden war. Gehorsam wurde von einer Macht gefordert, die außerhalb der eigenen Persönlichkeit lag.
Das griechische Wort für Gehorsam hat jedoch eine andere Bedeutung. Es ist zusammengesetzt aus "hören" mit der Vorsilbe "darunter", das heißt, wenn ich das Gehörte für mich bejahe, stelle ich mich aus freier Entscheidung darunter. Der Apostel Paulus hatte von Christus den Auftrag erhalten, die Heiden zum Glauben zu führen. Wobei es für ihn ganz klar war, dass sich die Konsequenzen eines echten Glaubens im Gehorsam zeigen.
In der Bibel ist der Begriff "Gehorsam" nicht mit aufgezwungener Macht von außen verbunden. Es geht immer um einen Gehorsam, der vom Menschen selbst bejaht wird. So war Jesus seiner Liebe zu uns Menschen gehorsam, als er ans Kreuz ging.
Der Mensch, der das Evangelium von einem gnädigen Gott dankbar annimmt, unterstellt seine egoistischen Gefühle und Ziele der selbstlosen Liebe unseres Herrn und ist freiwillig den "Spielregeln" des Himmels - Gottesliebe und Nächstenliebe - gehorsam.
Im biblischen Sinne gehorsam zu sein heißt, an den liebenden himmlischen Vater zu glauben, seine Gnade dankbar anzunehmen, die Vergebung der eigenen Schuld zu erfahren, sich auf das Leben in der Gegenwart Gottes zu freuen und aus dieser übergeordneten Erkenntnis und Überzeugung die Lebensregeln der neuen Welt auch schon in dieser Welt einzuüben.
"Du beklagst dich darüber, dass du nicht glauben kannst? Es darf sich keiner wundern, wenn er nicht zum Glauben kommt, solange er sich an irgendeiner Stelle in wissentlichem Ungehorsam dem Gebot Jesu widersetzt oder entzieht ... Der Ungehorsame kann nicht glauben, nur der Gehorsame glaubt." (Dietrich Bonhoeffer)
Harald Weigt
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.
