Andacht vom 25.11.2009:
Sein Spenderherz
Als wir noch seine Feinde waren, hat Gott uns durch den Tod seines Sohnes mit sich selbst versöhnt. Römer 5,10a (Hoffnung für alle)
Wir haben uns schon längst an diese Szenen gewöhnt: Junge Palästinenser werfen Steine auf israelische Autos, flüchten vor Soldaten, verschanzen sich zwischen den Häusern, dann hören wir Schüsse, Schreie, Blut fließt, noch mehr Geschrei und Getümmel. Mit Tatütata braust der Notarztwagen heran, Sanitäter heben Verletzte auf Tragen oder decken die Gesichter von Toten mit Tüchern ab. Frauen weinen verzweifelt an Gräbern, Männer drohen mit der Faust und schwören Rache - eine Endlosschleife von Hetze, Gewalt, Hass und Vergeltung.
Doch im November 2006 hat jemand in dieses scheinbar unvermeidliche Rad eingegriffen und einen kleinen Weg zum Frieden gebahnt. Damals wurde ein 12-jähriger Palästinenser von einem israelischen Soldaten niedergeschossen. Der Junge trug ein Spielzeuggewehr, einem echten so ähnlich, dass der Soldat sich bedroht fühlte und feuerte. Man wollte diesen bedauerlichen Irrtum wiedergutmachen und brachte den Jungen sofort in ein israelisches Krankenhaus. Aber er war leider nicht mehr zu retten. Die Angehörigen des Jungen reagierten überraschend auf diese Tragödie. Obwohl sie heftig um ihren Jungen trauerten, schworen sie keine Rache, ergingen sich nicht in Hass-Tiraden. Stattdessen verschenkten sie die Organe des Sohnes an kleine Patienten, die ohne Organspende demnächst gestorben wären. Sechs israelische Kinder haben nun die Chance auf ein gesundes und erfülltes Leben. Das Mädchen, das das Herz des erschossenen Jungen bekam, wird fortan seinen Namen tragen.
Auch wir wurden durch eine solche "Spende" gerettet! Auch wir dürfen leben, weil ein anderer starb. Tragen auch wir von jetzt an seinen Namen? Woran merken das die anderen - die Familienangehörigen, die Arbeitskollegen, die Frau an der Supermarkt-Kasse? Und wie fühlt sich SEIN Name in meinem Innern an? Welche Wirkung hat er auf das Bild, das ich von mir selber habe?
Ich möchte diesen Namen mit Dankbarkeit und Stolz tragen! Jeden Tag aufs Neue.
Sylvia Renz
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.
