Andacht vom 11.08.2004:
Heilung der Seele
Der Herr ist geduldig und von großer Barmherzigkeit und vergibt Missetat und Übertretung. 4. Mose 14,18
Niemand von uns kann sich vorstellen, wie sehr es Gott schmerzt, wenn wir seine Weisungen und Ratschläge gering schätzen oder gar seine Gebote missachten. Dennoch finden wir öfter als nur gelegentlich die Zusicherung in der Bibel: Der Herr vergibt. ER steht damit im Gegensatz zu uns Menschen, die wir häufig meinen, nicht verzeihen zu können. Tausend Gründe sprechen angeblich dagegen. Und was wird daraus? Die Wunde, die uns zu unrecht zugefügt wurde, blutet weiter. An solchen unverschuldeten Verletzungen sind Menschen schon gestorben. Was aber geschieht, wenn wir uns Gottes Vergebungsbereitschaft zum Vorbild nehmen? Indem wir vergeben, geschieht an uns ein Wunder, das kaum jemand wahrnimmt. Wir heilen die Wunden, die uns zugefügt wurden. Dieses Wunder geschieht in unserem Innersten, ganz still, unsichtbar; keiner kann es in einem Bild oder Film festhalten. Wir tun dieses Wunder des Vergebens freiwillig, keine Gewalt kann es uns abzwingen. Aber wenn wir vergeben, schließen wir eine schmerzhafte Wunde, die sonst derart an unserer Lebenskraft zehren würde, dass niemand es auf die Dauer ertrüge.
Woher kommt die Kraft zum Vergeben? Aus dir oder mir kommt sie nicht. Aus unserem Denken resultiert eher eine endlose Kette von Gründen, die unwiderlegbar gegen die Vergebung zu sprechen scheinen. Aber sie gelten nicht. Solange wir uns mit unseren Wunden herumschleppen und dem daran Schuldiggewordenen nicht verzeihen, verlängern wir unsere eigene Qual. Kraft zum Vergeben schenkt allein Gott. Der Berg der von Menschen angehäuften Schuld ist riesig. Wir alle sind daran beteiligt. Der Herr aber vergibt.
Felix Schönfeld
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.