Andacht vom 10.02.2010:
[Jesus] sprach aber zu der Menge: "Wenn ihr eine Wolke aufsteigen seht vom Westen her, so sagt ihr gleich: ,Es gibt Regen.' Und es geschieht so. Und wenn der Südwind weht, so sagt ihr: ,Es wird heiß werden.' Und es geschieht so. Ihr Heuchler! Über das Aussehen der Erde und des Himmels könnt ihr urteilen; warum aber könnt ihr über diese Zeit nicht urteilen?" Lukas 12,54-56
Aus den Vorzeichen auf das kommende Wetter deuten - das machen wir alle. Doch manche können das besser als andere, wie die Menschen, an die Jesus sich wandte. Sie waren anscheinend Wetterkundige. Umso erstaunlicher aber erscheint ihre Blindheit in der Deutung der Zeit und ihres Sinns. Das von allen Israeliten ersehnte Reich Gottes stand in der Person Jesu vor ihnen (Lk 17,21), aber sie erkannten das nicht. Sie erlebten den "Kairos", die erhoffte Stunde, und wussten es nicht.
Wussten sie es wirklich nicht? Es fällt in diesem Abschnitt auf, dass Jesus die Menschen nicht als "Toren" - als Unwissende - bezeichnete, sondern er nannte sie "Heuchler" - Zwiespältige. Offensichtlich hatten sie sehr wohl von Jesu Leben, Worten und Taten erfahren, aber sie taten so, als wüssten sie nicht, was sie bedeuten. Aus dem, was sie gehört und gesehen hatten, wollten sie offenbar nicht die notwendigen Folgerungen ziehen. Ähnliches hatte schon Johannes der Täufer mit den Pharisäern und Schriftgelehrten erlebt (siehe Lk 7,30).
Leben wir nicht heute in einer ähnlichen Situation? Viele Christen sind für die großen Gefahren unserer Zeit sensibilisiert: Atomtod, Wachstumstod, Umwelttod. Der Klimawandel hat auch in der Christenheit ein starkes ökologisches Bewusstsein gefördert. Wir sind Wetter- und Naturkundige geworden. Christliche Weltversammlungen (in Basel und Seoul) widmeten sich der Thematik "Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung"!
Aber erkennen wir dabei auch die eigentliche Bedeutung unserer Zeit? Es ist zu befürchten, dass auch die Mehrzahl der Christen die falschen Schlussfolgerungen zieht. Sie will nichts von der Krise der biblischen Endzeit wissen. Das ist für sie "pessimistische Apokalyptik". Doch Menschen wird zugetraut, das Überleben der Menschheit zu sichern.
Ist die gegenwärtige Krise nicht vielmehr ein Appell zur Umkehr und ein Ruf zur Hinkehr, um dem kommenden Herrn mit zuversichtlicher Erwartung zu begegnen?
Herr, öffne uns die Augen, die Bedeutung der Zeit zu erkennen.
Hans Heinz
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.
