Andacht vom 29.03.2010:
Als nun der Pharao das Volk hatte ziehen lassen, führte sie Gott nicht den Weg durch das Land der Philister, der am nächsten war; denn Gott dachte, es könnte das Volk gereuen, wenn sie Kämpfe vor sich sähen, und sie könnten wieder nach Ägypten umkehren. 2. Mose 13,17
Ich erinnere mich noch gut an einen gewissen Pfadfinderleiter, und wahrscheinlich manch anderer meiner Generation ebenso. Er war berühmt-berüchtigt für seine Abkürzungen. Bei nahezu jeder Freizeit, die er leitete, kam es früher oder später, zum Beispiel während eines harmlosen Sabbatnachmittag-Spaziergangs, zu dem gefürchteten Vorschlag: "Ich kenne hier eine gute Abkürzung." Und als gehorsame Pfadfinder stürzten wir uns also ins Gebüsch, um Stunden später müde, zerkratzt und hungrig im Lager wieder anzukommen. Die Abkürzung war am Ende der längere Weg, führte aber dennoch irgendwie zum Ziel. Und Spaß machte es trotz allem.
Wenn ich mir den Weg meines eigenen Lebens anschaue, verläuft dir auch alles andere als geradlinig. Schon häufiger meinte ich, eine Abkürzung zu kennen, die dann zu einem Umweg wurde, aber mich letztendlich doch näher an mein Ziel brachte.
Unser heutiger Andachtstext berichtet von Gottes Routenplanung für das Volk Israel nach dem Auszug aus Ägypten. Statt auf den vielbereisten Küstenweg von Ägypten nach Palästina, auf dem man heute relativ bequem und schnell mit dem Auto fahren kann, schickte Gott sie erst einmal in die Wüste. Die großen Stationen dieses Umweges kennen wir: der Durchzug durch das Rote Meer mit den Ägyptern im Rücken, Gottes Charakter als Lebenshilfe in zehn Geboten, gegeben am Sinai, die tägliche Verpfegung mit Manna, lebendiges Wasser aus dem Felsen, Gottes Gegenwart im Heiligtum, Siege errungen durch Gott und anderes mehr. Vierzig Jahre später war das Volk dann endlich so weit, in das verheißene Land einzuziehen.
Vielleicht sind es ähnliche Lektionen, die Gott uns beibringen möchte, wenn er uns in unserem Leben in die "Wüste" zu schicken scheint - wenn wir durch Probleme und Tiefen hindurchgehen müssen und unser Lebensweg mehr zu einem Hindernislauf wird. Letztlich kommen wir durch solche Zeiten ein Stück näher an das "gelobte Land". Die Hauptsache ist, dass wir auf den Wegen gehen, die Gott uns gewiesen hat.
"Herr, ich bitte dich nicht um ein ruhiges Leben, warm und satt, windstill und wellenlos. Ich bitte dich aber: Bleib in meinem Boot!", betete Paul Roth.
Martin Klingbeil
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.