Andacht vom 02.05.2010:
Und nach sechs Tagen nahm Jesus mit sich Petrus, Jakobus und Johannes und führte sie auf einen hohen Berg, nur sie allein. Und er wurde vor ihnen verklärt ... sie kamen [zurück] zu den Jüngern und sahen eine große Menge um sie herum und Schriftgelehrte, die mit ihnen stritten. Markus 9,2.14
Diese Ereignisse auf dem Berg und unten im Tal stellte der italienische Maler Raffael 1520 in dem bekannten Gemälde "Tranksfiguration" (Verklärung Christi) dar, das in den Vatikanischen Museen in Rom zu sehen ist. Es zeigt Christus, der auf dem Berg verklärt wird, während ein Besessener im Tal hoffnungsvoll zu ihm aufblickt. Das Gemälde zeigt auch die zwei Gruppen von Jüngern, die einen auf dem Berg, die anderen im Tal.
Da sind die Jünger auf dem Berg. Sie fühlten sich als die Elite und erlebten in der Verklärung Jesu ein einzigartiges, nicht zu beschreibendes Geschehen - eine Vorschau auf die Vollendung des Erlösungswerkes bei der Wiederkunft Jesu. Sie wollten das Erlebte so gern festhalten. Petrus sagte: "Rabbi, hier ist für uns gut sein. Wir wollen drei Hütten bauen, dir eine, Mose eine und Elia eine." (Mk 9,5)
So gibt es auch heute Nachfolger Jesu, die gern von Konferenz zu Konferenz reisen, von einer Tagung zur nächsten. Sie sind begeistert von dem Gehörten und den Erlebnissen in der Gemeinschaft Gleichgesinnter - und drehen sich doch häufig um sich selbst. Sie bleiben mitunter als Christen fast immer "auf dem Berg". Die Not im Tal - die Arbeit der örtlichen Gemeinde für verlorene, bedürftige Menschen - sehen sie nicht oder bringen sich dabei selten ein.
Da sind andererseits die Jünger im Tal. Sie sehen die Not und "arbeiten". Sie setzen sich ein - aber mit wenig Erfolg. Ihnen mangelt es an der Kraft, die allein in der Abhängigkeit von Gott durch ernstes Gebet wirksam werden kann. Darauf wies Jesus sie am Schluss selbst hin (V. 29).
Ähnlich zeigt sich das nicht selten bei vielen Aktivitäten, die in der Gemeinde geplant und durchgeführt werden. Es wird sich abgerackert, ohne zuvor Gott zu fragen, was wir tun und wie wir es tun sollen. Nur dann können wir mit seinem Wirken rechnen.
Viele sind seither in ähnliche Fallen geraten. Entweder wollen sie für andere eintreten, ohne die notwendige Kraft dafür zu haben, oder aber sie beten viel, ohne sich auch wirklich für ihre Mitmenschen einzusetzen. Beiden Gruppen mangelt es an dem jeweilig Notwendigen.
Herr Jesus, lass mich erkennen, worauf es heute bei mir ankommt.
Manfred Böttcher
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.
