Andacht vom 29.06.2010:
Mit dem HERRN rechnen ist besser als sich auf Menschen verlassen. Psalm 118,8 (Gute Nachricht Bibel)
Ich habe mir eingebildet, ein absolut verlässlicher Zeitgenosse zu sein. Da passierte es: Ich vergaß die öffentliche Bibelstunde, die regelmäßig am Mittwochabend in einer großen Gemeinde angesetzt war. Treu hatte ich wochenlang meine Aufgabe erfüllt. Das stärkte das Vertrauen des Hausmeisters, der immer die Räumlichkeiten vorbereitete. Der nächste Mittwoch kam, der Verkündiger jedoch nicht. Die Anfangszeit verstrich; doch der befragte Hausmeister blieb fest: "Wenn Herr Schönfeld etwas verspricht, dann hält er das auch." Er täuschte sich - und ich enttäuschte ihn.
Was war geschehen? Ein überraschender Ruf zu einem verantwortungsvollen Sonderdienst hatte mich für einige Tage nach Berlin beordert. Selbst am fraglichen Mittwoch habe ich mit keinem Gedanken an meinen "Normaldienst" gedacht. Das ist mir bis heute unerklärlich; es hätte mich aber damals für die andere Aufgabe fast unbrauchbar gemacht. Nun war es geschehen. Und die Warnung aus den Psalmen, sich nicht auf Menschen zu verlassen, hatte sich wieder einmal bestätigt.
Keiner von uns ist immer und absolut verlässlich, auch wenn er sich noch so sehr darum bemüht. Das gilt auch in anderen Bereichen, wie uns als kleiner Reisegruppe auf einem Motorschiff auf dem Weg von Warnemünde nach Hiddensee klar wurde.
Das Wetter war prächtig - bis wir in eine Nebelwand gerieten. Alle an Bord waren der festen Überzeugung: Der Kapitän hat die Lage im Griff. Nichts hatte er! Ein Schrei - und das Ruder wurde herumgerissen. Im nächsten Augenblick wären wir an Hiddensees Badestrand aufgelaufen. Navigationshilfen bei Nebel fehlten offenbar vollkommen. Damit hatte keiner der Fahrgäste gerechnet. Wir hatten uns auf einen Menschen verlassen und wurden nachhaltig belehrt. Kleinlaut räumte der Kapitän nach geraumer Zeit ein, dass nun nur die Rückreise nach Warnemünde möglich sei.
Wir haben es alle schon erfahren: Absoluter Verlass auf Menschen ist gefährlich. Machen wir uns auf manche Enttäuschungen gefasst. Es muss keine böse Absicht dahinterstecken. Wir Menschen sind und bleiben unzulänglich.
Für Gott gilt das zum Glück nicht. Ihm dürfen wir uns immer voll anvertrauen und auf ihn können wir uns zu jeder Zeit hundertprozentig verlassen. Er hält sein Wort!
Felix Schönfeld
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.