Andacht vom 06.07.2010:
Und Elia sprach zu [Elisa]: "Bleib du hier, denn der HERR hat mich an den Jordan gesandt." Er aber sprach: "So wahr der HERR lebt und du lebst: Ich verlasse dich nicht." Und es gingen die beiden miteinander. 2. Könige 2,6
Alle Personen dieser Geschichte wissen, was passieren wird: Elia wird diese Welt verlassen. Die Prophetenschüler stehen in der Ferne, geben ihre Kommentare ab und reden über Elia. Sie lassen ihn allein.
Doch einer hält es aus; er lässt sich nicht abwimmeln. Elisa begleitet Elia und lässt ihn nicht allein. Er geht mit ihm aus der Jordanebene bis in das Gebirge, dann wieder hinunter und über den Jordan. Über Höhen und durch Tiefen gehen die beiden. Elisa nutzt die Zeit mit Elia, um über das zu reden, was sie beschäftigt und wichtig ist, denn beide wissen, dass ihre gemeinsame Zeit zu Ende geht.
Was ist uns wichtig? Sprechen wir mit den Menschen, die wir lieben, über die wirklich wichtigen Dinge des Lebens? Die Situation, die hier berichtet wird, gibt es auch heute immer wieder. Da ist ein Mensch, von dem bekannt ist, dass er nicht mehr lange leben wird. Da gibt es die Neugierigen, die es auch wissen. Es wird getuschelt, doch niemand wagt, auf den Betroffenen zuzugehen.
Genau diese Menschen trauern in unserer Geschichte anschließend sehr ausgiebig. Sie suchen Elia und finden ihn nicht mehr (2 Kön 2,16.17). Für uns ist das eine Aufforderung, unseren Mitmenschen zu finden, solange es noch möglich ist.
Viele Menschen werden allein gelassen, wenn es schwierig wird. Trennungen, Ehescheidungen, Kündigungen, Austritte aus der Gemeinde, Krankheit und Sterben sind nur einige solcher Beispiele. Es gab Zeiten, da wurden Menschen zum Sterben regelrecht in eine separate Kammer abgeschoben.
Der Gott der Bibel ist ein Gemeinschaftsgott, der Beziehung, Nähe und Liebe will. Gott möchte, dass wir den Mitmenschen wahrnehmen, mit ihm mitgehen, zuhören, aufeinander hören, seine Bedürfnisse beachten und zu verstehen versuchen, wie mein Gegenüber fühlt. Das geht nur, wenn ich ein Stück mitgehe. Mitgehen heißt auch aushalten, wenn mein Gegenüber sich nicht für meinen Glauben interessiert, aber meine Nähe wünscht. Da gilt es auszuhalten und mit Gott zu sprechen, ihm diesen Menschen ans Herz zu legen.
Mit dem anderen mitzugehen verändert auch mich, macht mich offener, geduldiger und schenkt mir den Blick für das wirklich Wichtige im Leben.
Gerhard Menn
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.