Andacht vom 25.07.2010:
Ich will den Namen Gottes loben mit einem Lied und will ihn hoch ehren mit Dank. Psalm 69,31
Meine Stimme ist das einzige Musikinstrument, das ich immer bei mir trage. Mit ihr kann ich jederzeit ausdrücken, wer und wie ich bin. Eine Stimme ist mehr als das Ergebnis der Schwingungen einiger Knorpelbänder im Hals. Meine Stimme verrät viel über mich: ob ich mich gerade sicher oder unsicher fühle, ängstlich oder stark, traurig oder heiter. Wenn ich aufgeregt bin, fängt meine Stimme an zu zittern. Geht es mir richtig gut, merke ich, wie sie klar und fest klingt.
Weil ich beruflich viel reden muss, passt es mir nicht immer, dass man an meiner Stimme erkennt, wie ich mich fühle. Natürlich gibt es Techniken, die eigene Stimme zu kontrollieren und zu schulen, zum Beispiel über bewusstes Atmen oder durch Singen.
Manche Menschen sagen von sich, sie könnten nicht singen, andere singen gern. Singen ist oft mit einer gewissen Scheu verbunden. Wer vor anderen singt, gibt dabei viel von sich preis. In Gemeinschaft zu singen ist deutlich leichter. Daher bringt kollektiver Freudentaumel oft spontane Gesänge hervor -sei das im Fußballstadion oder in der Karnevalszeit.
Zu den Orten, an denen sehr viel gesungen wird, gehören auch die Kirchen. Kein Gottesdienst ohne Lieder und Gesänge. Singen gehört zur Religion wie der Eiffelturm zu Paris. In der Bibel gibt es ein ganzes Buch, das nur Liedtexte enthält: das Buch der Psalmen. Es besteht aus 150 einzelnen Liedern. Alle sind weit über 2000 Jahre alt. In ihnen wird Gott gedankt und gelobt, um Hilfe angerufen oder angeklagt. Die Melodien von damals sind nicht erhalten, aber mit neuen Melodien werden die uralten Psalmen auch heute noch gesungen.
Es findet sich alles darin, von der Sozialkritik bis zur Liebeslyrik. Viele Psalmen aber sind Gebete. Wer vor Gott singt, der betet nicht nur im Kopf, sondern mit dem ganzen Körper. Der spricht nicht bloß aus, was ihn bewegt, sondern öffnet sein Innerstes. Verborgenes kann heraus und Unaussprechliches findet einen Ausdruck. Durch das Singen werden Emotionen ausgedrückt. Und wenn man ein Lied oft genug singt, verinnerlicht man häufig auch den Text und übernimmt ihn in sein Leben. In schwierigen Situationen kann uns ein solches Lied wunderbar helfen und an Gottes Handeln erinnern.
"Wer singt, betet doppelt", sagt ein Sprichwort. Durch Singen können sehr intensive Begegnungen stattfinden: mit sich selbst, zwischen Menschen und vor allem mit Gott. Ihn können wir mit Liedern loben und ehren.
Beate Strobel
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.