Andacht vom 17.08.2010:
Wenn dann alles bereit ist, werde ich kommen und euch holen, damit ihr immer bei mir seid, dort, wo ich bin. Johannes 14,3 (Neues Leben)
Jeder Mensch trägt eine Sehnsucht nach der Heimat, dem Zuhause, in sich. Das erlebte ich, als ich vor einigen Jahren eine Kur genießen durfte. Nach dem Mittagessen war die Abschlussuntersuchung. Am nächsten Morgen sollte die Heimreise mit dem Zug stattfinden. Gegen 15 Uhr waren die letzten Formalitäten erledigt. Kein einziger wartete, sondern alle eilten, um noch an diesem Tag nach Hause zu können. "Merkwürdig", dachte ich, "es hat uns so gut gefallen, und dennoch will jetzt jeder nur noch nach Hause."
Als Jesus kurz vor seiner Kreuzigung erklärte, dass er die Jünger verlassen werde, wurden sie mit Trauer erfüllt. Sie konnten sich ein Leben ohne ihn nicht vorstellen. Selbst nach seiner Auferstehung erfassten sie die Bedeutung seiner Zusicherung, er werde wiederkommen, noch nicht sofort. Als sie aber zu Pfingsten den Heiligen Geist empfingen, da trieb sie die Gewissheit der Wiederkunft Jesu zu größter Hingabe.
Das Bewusstsein, bald mit ihrem Herrn vereint zu sein, ließ sie überall das Evangelium verkündigen. Die Aussicht auf die Zukunft bei ihm, die ihnen ihr Herr versprochen hatte, prägte ihr ganzes Leben. Dabei waren die ersten Christen durchaus nicht fehlerfrei. Wenn wir die Apostelgeschichte lesen, erfahren wir, welche vielfältigen Probleme die junge Gemeinde lösen musste.
Heute warten wir bereits fast 2000 Jahre auf die Einlösung der Zusage Jesu. Das kann zu Zweifel und Ungewissheit führen. Dabei steht für gläubige Menschen nur infrage, wie lange sie denn noch warten müssen. Wir leben dabei in einer Spannung, aus der wir nicht herauskommen. Einerseits lesen wir in der Offenbarung, "dass die Zeit nahe ist" (1,3c); doch in Hebräer 10,35.36 werden wir zu Vertrauen und Geduld aufgerufen.
Gottes Zeitmaßstäbe sind jedenfalls anders als unsere. Deshalb stellt sich manchmal das Gefühl ein, Jesus verzögere die Erfüllung seines Versprechens. Lassen wir uns dadurch nicht verunsichern. Unser Herr kommt gewiss! Wenn wir auf seine Vorhersagen achten, werden wir feststellen, dass alles, was geschehen ist und geschieht, auf das Ziel der Geschichte, die Wiederkunft Jesu, zusteuert. Deshalb können wir zuversichtlich unsere Pflichten und Aufgaben erfüllen. Der Herr wird uns dazu die nötige Kraft, Ausdauer und Geduld schenken - auch heute.
Günter Schlicke
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.
