Andacht vom 29.08.2010:
Und sie singen ein neues Lied vor dem Thron und vor den vier lebendigen Wesen und den Ältesten; und niemand konnte das Lied lernen als nur die 144 000, die von der Erde erkauft waren. Offenbarung 14,3 (Elberfelder Bibel)
"Jeder baut nach seinem Sinn; keiner kommt und zahlt für ihn." Dieser Spruch steht an einem Haus an der Straße nach Arosa in der Schweiz. Über hundert Mal bin ich an diesem Haus vorbeigefahren, und immer wieder dachte ich: "Für Häuser stimmt das, aber sonst steht im Evangelium etwas anderes."
Der Andachtstext vom Freikauf der Erlösten hat in meiner Familie eine sehr lebensnahe Bedeutung, denn meine Frau wurde schon einmal freigekauft - gegen richtig viel Geld. Als wir uns kennenlernten, lebte sie in einem Land, das seinen Bürgern die Reisefreiheit verwehrte. Auch Eheschließungen über den "Eisernen Vorhang" hinweg waren unmöglich. Dass wir vor 35 Jahren trotzdem heiraten konnten, verdanken wir einem Gott, der Gebete erhört, und dem Umstand, dass die Bundesrepublik damals DDR-Bürgerinnen und Bürger (streng geheim) freikaufte. In die Liste der Glücklichen aufgenommen zu werden, war aber für ein junges Mädchen, das auch noch einen medizinischen Beruf anstrebte, eigentlich aussichtslos. Doch "bei Gott ist kein Ding unmöglich" (Lk 1,37).
Das Versprechen Jesu: "Wenn zwei unter euch eins werden auf Erden, worum sie bitten wollen, so soll es ihnen widerfahren von meinem Vater im Himmel" (Mt 18,19), erfüllte sich nach drei Jahren. Riesengroß war die Freude, als die begehrte Entlassungsurkunde aus der DDR-Staatsbürgerschaft überreicht und die Berliner Mauer für meine Braut durchlässig wurde. Wir feierten diesen Tag als einen Tag der Befreiung.
Auch Jesus hat Menschen freigekauft, aber um einen unermesslich höheren Preis! Gott war aus unbegreiflicher Liebe zu uns Menschen bereit, ihn aufzubringen. Erst wenn wir die Herrlichkeit des Himmels erleben, werden wir verstehen, wie viel Jesus tatsächlich opferte, um uns zu erlösen.
Er hat uns nicht nur aus der Gefangenschaft der Sünde freigekauft, sondern auch von der Macht des Todes. Das wird deutlich werden am Jüngsten Tag, dem größten Feiertag der Freiheit, den das Universum je gesehen hat. "Und sie singen ein neues Lied vor dem Thron ... die von der Erde erkauft sind" (Offb 14,3 EB), weil einer kam und für sie bezahlte, auch für dich und mich!
Hast du heute schon Jesus dafür gedankt? Es muss ja jetzt noch nicht mit einem Lied sein.
Gerhard Zahalka
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.
