Andacht vom 02.09.2010:
Herr, ich danke dir dafür, dass du mich so wunderbar und einzigartig gemacht hast! Großartig ist alles, was du geschaffen hast - das erkenne ich! Psalm 139,14 (Hoffnung für alle)
Wir saßen gemeinsam am Frühstückstisch. Unsere Kinder, gerade in den ersten Schuljahren, versuchten mit ihrem Wissen zu imponieren. Jeder von ihnen bemühte sich zu beweisen, dass er bereits mehr wusste als seine Geschwister oder zumindest mit ihnen mithalten konnte.
"Also", erklärte Anne, "in Polen spricht man polnisch und in Frankreich französisch."
"In Italien", ergänzte Martin, "da spricht man italienisch und in Ungarn reden alle Leute ungarisch."
"Und welche Sprache sprechen die Menschen in Luxemburg?", fragte ich in die Runde.
Anne stutzte, überlegte einen Moment und sagte: "Na, da spricht man natürlich luxisch."
Es wäre auch zu schön, wenn es nicht immer diese leidigen Ausnahmen gäbe!
Keine Regel ohne Ausnahme! Nicht nur die fugendlichen in der Schule oder in der Ausbildung beißen sich daran die Zähne aus.
Ausnahmen sind schrecklich, oder? Doch gerade die Ausnahmen malen ein vielfältiges Bild unseres Lebens. Was wäre, wenn alles stets gleich, immer logisch und angepasst wäre?
Wir sehen es ja an uns selbst. Da gibt es die vermeintlichen "Norm-Menschen", die uns als schlanke, gut aussehende Models in Katalogen und in der Werbung mit ihrem permanenten Lächeln beglücken -und es gibt uns. Wir sind dick oder dünn, klein oder groß. Einige sind klüger, andere geschickter. Wir sind nicht alle gleich - weder äußerlich noch innerlich -und denken und reagieren auch sehr unterschiedlich. Doch macht nicht gerade diese Vielfalt und Unterschiedlichkeit unsere persönliche Schönheit aus?
Die Vielfalt erkennen wir, wenn wir genau hinsehen und bereit sind, Neues zu entdecken. Jeder von uns tut das auf seine Art und Weise. Schon König David kam ins Staunen, als er das entdeckte: "Großartig ist alles, was du Gott geschaffen hast - das erkenne ich!" (Ps 139,14b Hfa)
Wenn uns heute dieser Blick gelingt und wir über die Vielfalt und Unterschiedlichkeit des Lebens staunen können, dann brauchen wir uns nicht gleich zu ärgern, wenn der andere einmal nicht so reagiert, wie wir es erwartet hätten.
Johannes Hartlapp
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.