Andacht vom 26.09.2010:
Ich vergesse, was dahinten ist, und strecke mich aus nach dem, was da vorne ist, und jage nach dem vorgesteckten Ziel, dem Siegespreis der himmlischen Berufung Gottes in Christus Jesus. Philipper 3,13b.14
Wäre es nicht schön, wenn wir einfach alles vergessen könnten, was negativ war, besonders die dunklen und traurigen Zeiten unseres Lebens? Doch das funktioniert kaum. Die Erinnerung bleibt und in bestimmten Situationen oder an gewissen Tagen ist alles wieder in den Gedanken, als wenn es gestern gewesen wäre.
"Ich vergesse, was dahinten ist", schrieb Paulus. Eine modernere Bibelübersetzung formuliert es so: "Ich lasse alles hinter mir." (Phil 3,13b GNB) Das erscheint mir verständlicher. Es ist sehr wichtig, manches hinter sich zu lassen und sich gedanklich nicht ständig mit den vergangenen dunklen Zeiten und Ereignissen zu beschäftigen. Wenn wir über unsere negative Vergangenheit immer wieder nachgrübeln, kann das zu einer regelrechten Lebensmüdigkeit führen und der Rest unseres Lebens eine andauernde Talfahrt werden.
Das heißt nicht, dass wir alles Vergangene ignorieren oder verdrängen sollten, doch nach einer gewissen Zeit, in der wir das Erlebte bewusst be- und verarbeiten (am besten mit der Hilfe anderer Menschen), sollten wir auch einen Schlussstrich ziehen. Damit ist nicht alles vergessen, doch unser Umgang mit dem Vergangenen wird sich verändert haben.
Paulus traf eine Entscheidung: "Ich lasse alles hinter mir und sehe nur noch, was vor mir liegt." (V. 13b GNB) Das kann auch uns gelingen, wenn wir eine ähnliche Erfahrung wie Paulus gemacht haben. Er war Jesus Christus vor Damaskus begegnet, erkannte in ihm den Erlöser und Sohn Gottes und vertraute ihm sein Leben an (Apg 9,3-18). Deshalb konnte er alles loslassen, was ihn in seinem zurückliegenden Leben belastete (Phil 3,7-11). Er hatte erkannt, dass das Beste noch vor ihm - und uns - liegt: der "Siegespreis", "das Leben in Gottes Herrlichkeit" (V. 14 Hfa) auf einer neu geschaffenen Erde, wo es keinen Kummer, kein Leid, keine Tränen und vor allem keine bedrückende Vergangenheit mehr geben wird (Offb 21,1-4).
Darauf hoffe ich und daran glaube ich. Diese wunderbare Aussicht gibt mir Kraft und Mut, das Gestern zu verarbeiten, das Heute zu gestalten und das Morgen getrost zu erwarten.
Gabriele Baur
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.