Andacht vom 10.09.2004:
Die Fahrzeit
Unser Leben ... fähret schnell dahin, als flögen wir davon. Psalm 90,10
Stunden schon sitze ich im D-Zug. Durch Wälder und Felder, Städte und Dörfer geht die Fahrt, und immer noch bin ich nicht am Ziel. Oft hält der Zug, Reisende steigen aus und ein, manche mit großem Reisegepäck, andere nur mit einer kleinen Tasche. Einige der Reisenden fahren in Gemeinschaft, andere allein. Doch unsere gleiche Fahrtrichtung lässt uns alle für Stunden zu Gefährten werden.
Mir fällt auf, wie verschieden wir die Fahrt verbringen: Einige schauen zum Fenster hinaus, andere lesen oder denken nach, manche schlafen. Ich sehe Gesichter, von denen man die Freude auf das bald erreichte Ziel ablesen kann, aber da sind auch andere Gesichter, die verraten, dass sich der Betreffende zurücksehnt.
Mir wird der Zug mit seinen Reisenden zu einem Gleichnis für das Menschenleben. "Unser Leben ... fähret schnell dahin." Mit jeder Stunde werden wir älter, keiner kann sich dieser "Fahrtrichtung" entziehen. Manche müssen den Zug des Lebens zeitig verlassen, andere erst in hohem Alter. Auch hier gibt es Reisende mit Traglasten und solche mit Handgepäck. Das Leben weiß auch von "Fahrgästen" mit und ohne Begleitung. Das Entscheidende aber ist unser Ziel und wie wir die "Fahrzeit" nützen.
Schau dich um! Siehst du nicht da und dort so Schönes, dass sich dein Auge daran freuen kann? Und solltest du gerade nichts Erfreuliches entdecken, so tröste dich! Der Zug fährt weiter, bald wird das Bild sich wandeln. Wer freilich seine Zeit verschläft, kann Gottes wunderbare Welt nicht wahrnehmen. Wer aber ein festes, lohnendes Ziel vor Augen hat, trägt froh und tapfer seine "Traglast" bis zum Ende.
Lothar Reiche
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.