Andacht vom 31.10.2010:
Als aber der König [Josia] die Worte des Gesetzbuches hörte, zerriss er seine Kleider. 2. Könige 22,11
Bei der Vorbereitung von Reparaturarbeiten am Tempel in Jerusalem wurde ein Gesetzbuch gefunden. Es wurde dem König Josia überbracht und vorgelesen. Er war von dem Inhalt sehr betroffen, denn er erkannte, wie weit sich das Volk Israel von Gottes Ordnungen abgewandt hatte. Deshalb führte er eine Reform durch und beseitigte alles, was eine Übertretung der Gesetze Gottes darstellte (siehe 2 Kön 22 und 23).
Ähnlich erging es dem Reformator Martin Luther. Nach langem innerem Ringen erkannte er, dass Gottes Gnade ein freies Geschenk an uns ist. Wir können sie uns aus eigener Kraft und Anstrengung niemals verdienen. Deshalb heftete Luther am 31. Oktober 1517 seine 95 Thesen gegen den Ablasshandel an die Tür der Schlosskirche in Wittenberg. Luther plante nicht, eine neue Kirche zu gründen, sondern wollte lediglich die Missstände in der Kirche beseitigen, die den Lehren Jesu widersprachen. Die Menschen sollten selbst in der Bibel lesen können, um Gottes Wahrheit kennen zulernen, ihren Glauben zu stärken und ihre eigenen Entscheidungen treffen zu können.
Leider war die Reformation Luthers nicht in allen Bereichen nachhaltig. Auch die Maßnahmen König Josias, die er während seiner Regierungszeit durchführte, hatten keine anhaltende Wirkung in Israel. Deshalb kam es in der Geschichte des Volkes Gottes immer wieder zu Rufen nach Umkehr und Erneuerung. Bis heute ist das so geblieben und auch nötig.
Weshalb zieht sich dies wie ein roter Faden durch die Geschichte? Reformen ändern meist nur bestimmte Gewohnheiten und äußere Verhältnisse. Die wirklichen Ursachen für Missstände werden oft nicht beseitigt. Sie sind in unserem Wesen begründet und zeigen sich zum Beispiel in Form von Neid, Habgier oder Stolz.
Gott allein ist in der Lage, eine anhaltende Reformation der Herzen zu bewirken. Das zeigt sich dann in einer neuen oder engeren Beziehung zu ihm, zu meinen Mitmenschen und zu meiner Umwelt.
Wenn wir unsere Gewohnheiten am Maßstab des Wortes Gottes messen, stellen wir vielleicht auch fest, dass sich manches nicht mit den Geboten deckt, die uns Gott gegeben hat. Wie reagieren wir darauf, wenn uns so etwas bewusst wird? Sind wir bereit, unser Leben von unserem Schöpfer korrigieren zu lassen? Er weiß doch, was für jeden einzelnen und für die gesamte Menschheit das Beste ist.
Günter Schlicke
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.