Andacht vom 19.11.2010:
Selbst wenn ich all meinen Besitz an die Armen verschenke und für meinen Glauben das Leben opfere, aber ich habe keine Liebe, dann nützt es mir gar nichts. 1. Korinther 13,3 (Hoffnung für alle)
Spätestens seit dem 11. September 2001 sind Selbstmordattentate in aller Bewusstsein. Wir sind jedes Mal erschüttert, wenn wir von Fanatikern hören, die sich selbst in die Luft sprengen und dabei viele unschuldige Menschen mit in den Tod reißen - und das aus religiösen Motiven. Es heißt, dass diese Attentäter sofort in das Paradies kämen, wo 72 Jungfrauen auf sie warten. Je größer ihr Hass auf die Ungläubigen sei und je mehr Menschen bei dem Anschlag ums Leben kämen, desto besser. Dieses Handeln und diese Einstellung sind fremd.
Auch im Christentum gab es Gläubige, die für ihre Überzeugung gestorben sind. Wir denken an die vielen Märtyrer wie Johannes den Täufer, Stephanus oder den Reformator Jan Hus. Vor ihnen haben wir eine hohe Achtung, denn sie blieben standhaft und waren ihrem Gott treu. Sie hatten keine Angst um Leib und Leben, denn sie wollten "Gott mehr gehorchen als den Menschen" (Apg 5,29). Für mich ist es das Größte, wenn jemand bereit ist, für Gott sogar den eigenen Tod in Kauf zu nehmen.
Allerdings machte Paulus sehr deutlich: Ein solches Opfer kann von Gott nur angenommen werden, wenn die Motivation stimmt. Der größte Einsatz für Gott ist nichts wert, wenn die Grundmotivation der Liebe nicht vorhanden ist. Nicht der eigene Ruhm, nicht das bloße Eintreten für die "Wahrheit" oder der Hass gegen die "Ungläubigen" zählen, sondern allein die Liebe und zwar die Liebe zu Gott und dem Nächsten. Denn das ist das größte Gebot und die edelste Motivation (Mt 22,37-40). Ohne die Liebe ist alles Nichts, sagt die Bibel.
Das gilt für alles, was wir aus unserem Glauben heraus tun, auch wenn wir nicht den Tod vor Augen haben. Wenn wir uns für die Gebote Gottes einsetzen, wenn wir einen christlichen Lebensstil praktizieren, das Evangelium verkündigen, viele Stunden für die Gemeinde opfern, wenn wir andere liebevoll ermahnen oder unsere Kinder zum Glauben erziehen - es zählt letztlich nur eines: die Liebe, aus der wir das tun. Alles andere ist, wenn die Liebe fehlt, sinnlos und der Mühe nicht wert.
Prüfen wir immer wieder unsere Motivation und bitten wir Gott, uns seine Liebe zu schenken in allem, was wir tun, denn "am höchsten steht die Liebe" (1 Kor 13,13 GNB).
Roland Nickel
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.