Andacht vom 18.11.2010:
So tut nun Buße und bekehrt euch, dass eure Sünden getilgt werden, damit die Zeit der Erquickung komme von dem Angesicht des Herrn. Apostelgeschichte 3,19.20a
In der Antike und in der alten Kirche gab es gemeinsame Bußzeiten - mit einer dreifachen Begründung. Zunächst waren sie als Tage des fürbittenden Eintretens der Kirche für die Schuld der Gläubigen vor Gott gedacht. Dann sollte die Kirche an den Bußtagen ihre Wächterfunktion den Sünden der jeweiligen Zeit gegenüber ausüben. Und schließlich sollten die Bußtage dem Einzelnen dazu dienen, sein Gewissen vor Gott zu prüfen.
Der heutige Büß- und Bettag ist in Deutschland ein Feiertag der evangelischen Kirche. Im Mittelalter gab es zweierlei Bußtage: Die einen wurden bei Bedarf von der Obrigkeit angeordnet, die anderen ergaben sich aus der kirchlichen Ordnung. Beide wurden von der evangelischen Kirche aufgenommen und fortgeführt.
Heute ist das Wort "Buße" aus der Mode gekommen. Es taucht allenfalls noch im Zusammenhang mit "Bußgeldbescheid" und "Geldbuße" auf. Im religiösen Bereich hat es eine eher negative Bedeutung: als Strafe für die Sünden oder als Bußübung und Ausdruck der Reue.
Doch es geht bei diesem Tag nicht um das Büßen für begangene Vergehen im Sinne von "bestraft werden", sondern bei der Buße im Sinne des biblischen Begriffs geht es um eine Sinnesänderung, eine Umkehr zu Gott. Schon Johannes der Täufer verkündete die Botschaft von der Umkehr zu Gott (Mt 3,2), und der Kern der Verkündigung Jesu lautete: "Die Zeit ist erfüllt und das Reich Gottes ist herbeigekommen. Tut Buße und glaubt an das Evangelium!" (Mk 1,15)
Mit diesem Verständnis wird deutlich, dass es heute nicht um eine einzelne "Bußübung" geht. Dieser Gedenktag kann uns jedoch erneut bewusst machen, dass "unser ganzes Leben eine Buße" sein soll, wie Martin Luther einst gefordert hat.
Wir leben als Christen in dem Bewusstsein, dass wir auf Gottes Gnade und Vergebung völlig angewiesen sind. Deshalb ist täglich die Hinwendung zu Gott nötig und die bewusste Übergabe unseres Lebens an ihn. Diese Haltung führt uns dann ins Gebet: zum Dank für seine Liebe und Barmherzigkeit, zur Bitte um Vergebung und zur Fürbitte für andere Menschen.
Roland E. Fischer
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.