Andacht vom 25.11.2010:
Auch wenn ich wandere im Tal des Todesschattens, fürchte ich kein Unheil, denn du bist bei mir; dein Stecken und dein Stab, sie trösten mich. Psalm 23,4 (Elberfelder Bibel)
Mein Vater lag viele Monate lang im Koma, ehe er starb. Meine drei Brüder und ich haben sehr darunter gelitten, seinen körperlichen Verfall zu sehen. Oft stand ich an seinem Bett und las ihm Psalm 23 vor.
David hatte erfahren, was er schrieb. Von König Saul aus Eifersucht verfolgt hatte er am Abgrund des Todes gestanden: "Des Totenreichs Bande umfingen mich, und des Todes Stricke überwältigten mich." (Ps 18,6) Da spürte er ganz besonders die bewahrende Hand Gottes (V. 1.18). Die Gewissheit, die er im Andachtswort ausdrückte, beruhte nicht allein auf dem Bewusstsein der ständigen Gegenwart Gottes, sondern darauf, dass er ein "Heil" besaß, das in Gott verbürgt war. "Der HERR ist mein Licht und mein Heil", schrieb er (Ps 27,1; vgl. 18,51; 62,8).
Leid begegnet uns in vielfältiger Form. Es macht uns betroffen, besonders, wenn es dabei an die Grenzen des Todes geht. Die Wege auf dieser Erde sind nicht voller Sonnenschein. Wir müssen auch lichtlose Schluchten und Täler durchwandern, in denen wir Ängste oder Schmerzen erleben. Diese Ängste können nicht einfach überwunden werden, denn es drohen oft reale Gefahren. Manchmal fühlen wir uns verloren und unseren Ängsten hilflos ausgeliefert. Aber eines kann unser Herz still werden lassen: die Gewissheit der Gegenwart Jesu, unseres guten Hirten. David schrieb: "Der HERR ist mein Hirte ... Er erquicket meine Seele ... du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich." (Ps 23,1a.3a.4b)
Jesus, der "gute Hirte", der sein Leben für seine "Schafe" gelassen hat (Joh 10,11), bringt uns Erlösung und ewiges Leben (V. 28). Er hebt seinen Hirtenstab in die Höhe als Zeichen dafür, dass wir zu seiner "Herde" gehören. Mit seinem "Stecken" vertreibt er die Feinde wie der Hirte, der seine Schafe bewahrt. Der Stab des Hirten ist der Trost und sein Stecken die Sicherheit der Herde. Wer sich Christus anvertraut hat und ihm folgt, der kann erfahren, dass ihn dies hindurchträgt, auch in Grenzsituationen, wo er in einem dunklen Tal wandert.
Mein Vater hatte die Erlösung Jesu und seinen Frieden gefunden. Auch wir können getrost auf die wunderbare Erfüllung der Verheißung Jesu warten. Wenn wir Jesus von Herzen lieben, ihm als Hirten die Führung in unserem Leben überlassen, können unsere Täler auch noch so dunkel sein: Jesus wird uns hindurchführen zu einem Licht, das in die Ewigkeit leuchten wird.
Ingrid Naumann
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.