Andacht vom 27.11.2010:
Bei Nacht sind meine Gedanken bei dir, voller Sehnsucht suche ich dich. Jesaja 26,9a (Hoffnung für alle)
Normalerweise schläft ein Mensch in der Nacht. Das hat Gott in der Schöpfungsordnung so eingerichtet und gewollt. Durch den Wechsel von Tag und Nacht soll eine klare Trennung zwischen Arbeit und Ruhe, Anspannung und Entspannung erfolgen.
Unsere Welt ist aber nicht mehr "sehr gut" und vollkommen wie zu Beginn (1 Mo 1,31), und darum gibt es immer wieder schlaflose Nächte. Die Gründe dafür sind vielfältig: Manch einer kann in seiner Krankheit und wegen seiner Schmerzen nicht schlafen, andere finden wegen Traurigkeit oder sorgender Gedanken keinen Schlaf, oder Ängste lassen trotz Müdigkeit einen Menschen nicht einschlafen. Manch eine Nacht wird regelrecht zur Qual.
Auch einem gläubigen Menschen bleiben solche Stunden der Schlaflosigkeit nicht erspart. David berichtete: "Ich bin müde vom Stöhnen. Ich weine die ganze Nacht." (Ps 6,7 GNB) In der Nacht sieht alles doppelt schwer und traurig aus. Da kommen schnell einmal Verzagtheit, Anfechtungen oder Zweifel an Gottes Führung auf.
Elihu, der Freund Hiobs, machte folgende Aussage: "Keiner fragt nach Gott, nach seinem Schöpfer, der Lobgesänge gibt in dunkler Nacht." (Hiob 35,10 GNB) Umgekehrt gilt also: Wer sich an Gott wendet, der kann erfahren, dass Gott uns "Lobgesänge gibt in dunkler Nacht". Wir können sie uns nicht selbst geben, aber ein gläubiger Mensch kann in seinen schlaflosen Nächten stille vor Gott werden und ihm im Gebet alle Sorgen und Ängste vorlegen. Anscheinend hat das auch Jesaja getan, wie unser Andachtstext zeigt. Seine Gedanken richteten sich in der Nacht auf Gott. Auch Paulus und Silas beteten im Gefängnis um Mitternacht und lobten Gott laut. Die Mitgefangenen und der Gefängnisaufseher hörten es und der bekehrte sich daraufhin sogar (Apg 16,23-34).
Im Loben richtet sich der Blick auf Gott und seine wunderbaren Eigenschaften. Man erinnert sich der Güte und Liebe Gottes und seiner vielen Wohltaten. Dafür können wir ihm dann danken. Die Lobgesänge mögen die augenblickliche Situation nicht so schlagartig ändern wie bei Paulus und Silas, die bald aus ihrer Zelle befreit wurden, aber Gott gibt durch seinen Geist in unseren tiefsten Stunden Hoffnung und Zuversicht. Dann können wir getrost einschlafen.
Hermann Beier
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.