Andacht vom 01.01.2011:
Schon bald werde ich nicht mehr auf dieser Welt sein, und niemand wird mich mehr sehen. Nur ihr, ihr werdet mich sehen. Und weil ich lebe, werdet auch ihr leben. Johannes 14,19 (Hoffnung für alle)
Heute ist der 1. Januar 2010. Das neue Jahr hat begonnen. Feuerwerke verzauberten noch vor wenigen Stunden den Himmel, Paare umarmten sich, Menschen wünschten einander alles Gute. Keine Frage: Der Jahreswechsel ist immer auch ein Höhepunkt der Gefühle. Wer einsam ist, spürt das in diesem Moment besonders, genauso wie derjenige, der glücklich ist. Dabei geschieht beim Jahreswechsel eigentlich nichts Besonderes. Die Erde dreht sich weiter wie immer, eine Nacht vergeht und ein neuer Tag beginnt.
Gemeinsam lassen wir das alte Jahr hinter uns und beginnen heute das Jahr 2010 nach unserer Zeitrechnung. Auch andere Religionen haben dieses Bedürfnis nach einem gemeinsamen Zeittakt. Der jüdische Kalender sieht sein Neujahrsfest Ende September vor, der islamische Kalender zählt die Jahre seit dem Auszug des Propheten Mohammed aus Mekka. Diese Vielfalt zeigt, wie willkürlich Neujahr gelegt ist. Trotzdem wird es gefeiert und offenbar gebraucht.
Viele Dinge geben unseren Jahren ein Profil: die Jahreszeiten, Geburtstage, Familienfeste, Urlaube oder Schulferien. Was wäre, wenn es das nicht gäbe? Dann wäre das Leben schwer auszuhalten. Aber so - mit diesen Fixpunkten - kommt das Leben voran und bekommt ein Ziel. Gibt es wirklich ein Ziel? Oder nur ein Ende?
Jesu Aussage, "denn ich lebe und ihr sollt auch leben" (Joh 14,19b Hfa), setzt am Kernpunkt dieser Lebensfrage an: an der Angst vor dem Ende. Jesus möchte uns mit dieser Aussage zusichern: Danach kommt noch etwas, ein anderes, ein ewiges Leben bei Gott auf einer neu erschaffenen Erde (Offb 21,1-4). Jesus gibt damit unserem Dasein eine spürbar neue Qualität - ein Leben voller Interesse und Liebe und voller Erbarmen für die Menschen.
Diese neue Lebensqualität beginnt nicht irgendwann in der Zukunft, sondern schon jetzt und hier. Das Leben jetzt und die Aussicht auf das ewige Leben bei Gott - beides gehört zusammen. Es ist ein wenig wie in der Neujahrsnacht, in der das alte und das neue Jahr ineinander übergehen.
Beate Strobel
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.