Andacht vom 14.03.2011:
Keiner von euch soll ein ausschweifendes Leben führen wie Esau. Weil er Gott nicht ehrte, verkaufte er das Vorrecht des Erstgeborenen für eine einzige Mahlzeit. Hebräer 12,16 (Gute Nachricht Bibel)
Vor Jahren las ich die Autobiographie eines englischen Kommunistenführers, in der er beschreibt, wie er durch das Studium der fünf Gottesbeweise des scholastischen Theologen Thomas von Aquin von der Existenz Gottes und der Wahrheit der christlichen Religion überzeugt wurde.
Thomas hat seine Beweise aus der Natur und ihrer Ordnung gewonnen. Gegen eine solche Annäherung an Gott ist absolut nichts einzuwenden, zumal auch der Apostel Paulus zustimmt, dass eine solche Betrachtung durch Anschauen und Nachdenken zu Gott führen kann (Röm 1,19.20). Wenn wir aber nach Gott fragen, dann lenken die biblischen Zeugen unsere Augen weniger auf die Natur und die Geschichte, als vielmehr auf Jesus, den Christus, der uns Gott offenbart hat, weil er selbst nicht nur ein Mensch, sondern auch Gott ist. Um Christus zu erkennen, darf man aber nicht nur über ihn nachdenken, sondern muss man bereit sein, ihm nachzufolgen. In der Gemeinschaft mit Jesus lernen wir, wie er uns verändern wird (Joh 15,5).
So wurde auf dem Weg mit Jesus aus dem besitzorientierten Zöllner Matthäus ein engagierter Mitarbeiter Jesu, aus dem vorlauten Petrus, der Jesus drei Mal verleugnete, ein treuer Zeuge Christi, und aus dem "Donnersohn" Johannes wurde der Apostel der Liebe!
Die biblischen Zeugen verstehen daher die Nachfolge Jesu nicht als ein gelassenes Nachgehen und Nachwandeln, sondern als ein engagiertes Laufen (Hbr 12,1). Paulus vergleicht sogar das Leben des Christen mit dem Laufen und Kämpfen der Athleten bei den Olympischen Spielen.
Paulus spricht daher an anderer Stelle (Phil 3,12-14) vom Verfolgen des Ziels, was Luther sehr anschaulich mit "Nachjagen" übersetzt hat. Es ist also ein intensives, beständiges Laufen nach dem Ziel, nicht ein bequemes Jogging. Jesus sieht seine Jünger nicht als "leichte Mitfahrer", sondern als engagierte Kämpfer und ausdauernde Läufer.
In unserer Schwachheit geschieht es oft, dass wir nicht laufen, sondern kriechen, bald sogar stehenbleiben und versucht sind, zurückzuschauen und zurückzugehen. Aber aus der Gemeinschaft mit Jesus empfangen wir Kraft zur Nachfolge, zum Nachlaufen und zum Nachjagen.
Hans Heinz
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.