Andacht vom 25.09.2004:
Der Fremde
Hat sich sonst keiner gefunden, der wieder umkehrte, um Gott die Ehre zu geben, als nur dieser Fremde? Lukas 17,18
Als Jesus auf Erden lebte, begegnete ihm eines Tages ein kleiner Trupp Männer. Sie hatten sich im Gebüsch versteckt, bis er nahe genug herangekommen war: Leprakranke, die den Kontakt mit anderen Menschen meiden mussten. Jesus sah die Männer und hatte Mitleid. Er schickte sie zu den Priestern. Während sie hingingen, wurden sie gesund.
Man kann sich vorstellen, dass sie vor Freude außer Rand und Band gerieten. Sie stürmten nach Hause zu ihren Angehörigen und Freunden, feierten ein Fest und machten große Pläne. Aber nur ein einziger von ihnen ging zurück, um sich bei Jesus zu bedanken. Er warf sich vor ihm zu Boden und lobte Gott. Dieser eine war Ausländer. Er stammte aus Samarien.
Die Leute aus dieser Gegend wurden von den Juden verachtet, nicht aber von Jesus. Er stellte diesen dankbaren Mann sogar als Vorbild hin. Die neun Juden, die zumindest dem Namen nach zum Volke Gottes gehörten, hatten nur an sich selbst gedacht. Dieser Fremde aber pries Gott und schämte sich nicht, das lautstark zu tun. Sein Dank galt dem, der ihm Genesung geschenkt hatte.
Vielleicht leben Menschen in unserer Nähe, die aufgeschlossen sind für eine Begegnung mit dem Heiland. Vielleicht sind sie isoliert, werden von anderen gemieden, ja verachtet. Es kann sein, sie fühlen sich bei uns fremd, als Menschen zweiter Klasse. Wenn wir den Kontakt mit ihnen nicht scheuen, sondern sie als gleichwertig betrachten, öffnen wir eine Tür für den Geist Gottes.
Vielleicht hat Gott Fremde in unser Land geführt, damit sie hier etwas über ihn erfahren. In manchen Ländern ist es verboten, von Jesus zu reden. Es liegt an uns, was die Menschen hierzulande lernen: raffen und schaffen und gieren und hetzen - oder Rücksicht, Nächstenliebe, Gotteserkenntnis, Hoffnung über den Weltuntergang hinaus.
Sylvia Renz
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.