Andacht vom 18.05.2011:
Es begab sich aber nach etlicher Zeit, dass Kain dem HERRN Opfer brachte von den Früchten des Feldes. Und auch Abel brachte von den Erstlingen seiner Herde und von ihrem Fett. Und der HERR sah gnädig an Abel und sein Opfer, aber Kain und sein Opfer sah er nicht gnädig an. Da ergrimmte Kain sehr und senkte finster seinen Blick. 1. Mose 4,3-5
Wer kennt den Amerikaner Alan Shepard? Er war der erste amerikanische Astronaut und der fünfte Mensch, der auf dem Mond landete. Juri Gagarin dagegen wird den meisten ein Begriff sein, weil er der Erste war, der 1967 ins Weltall flog. Beide Männer hatten die gleiche Leistung erbracht, sich jahrelang ausbilden lassen und kein Risiko gescheut. Und dennoch: Gagarin erhielt nach seinem Tod sogar ein Denkmal in Erfurt. Das Leben ist doch ungerecht!
In der Geschichte Kains, aus der unser Andachtstext entnommen ist, steht, dass Kain sich von Gott ungerecht behandelt fühlte. Das ist eine urmenschliche Empfindung. Ungerechtigkeit werden Menschen empfinden, die an schweren Krankheiten leiden, wenn andere vor Gesundheit strotzen. Ungerecht behandelt fühlen sich arme Menschen, die den Wohlstand der Reichen sehen und selbst immer leer ausgehen.
Wie reagieren wir auf Ungerechtigkeiten? Kain tat es, indem er seinen unschuldigen Bruder Abel erschlug. Im Laufe dieser Geschichte, in der Kain zum Brudermörder wurde, sprach Gott viermal zu ihm. Er bemühte sich um ihn, warnte ihn, warb um ihn, und am Ende - wenn wir Kain schon längst aufgegeben oder weggeschlossen hätten, uns zumindest auf der Straße schockiert von ihm abgewendet hätten - hören wir Gottes gnädige Stimme. Gott hat das letzte Wort. Er "entsorgte" diesen Rebellen nicht einfach. Er bekam das sogenannte Kainszeichen und Gott sicherte ihm seinen Schutz zu (1 Mo 4,15). Er gab ihm eine zweite Chance, ein zweites Leben. Sicher trug Kain die Folgen seiner Tat, doch für den Rest seines Lebens wusste er sich trotz allem unter Gottes Schutz.
Ich finde, es lohnt sich auch für uns, Gott in unserem Leben immer wieder Raum zu geben, seine zweiten, dritten und vierten Chancen, die er uns bietet, dankbar anzunehmen. Und wenn ich mich einmal ungerecht von Gott behandelt fühle, kann ich offen mit ihm darüber sprechen. Auf keinen Fall sollte ich andere Menschen darunter leiden lassen.
Dennis Meier
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.