Andacht vom 25.05.2011:
Ich danke dir dafür, dass ich wunderbar gemacht bin; wunderbar sind deine Werke; das erkennt meine Seele. Psalm 139,14
Der Pathologe Günther von Hagens sorgte 2009 mit seiner Ausstellung "Körperweiten" in Berlin und Augsburg erneut für großes Aufsehen. Mit einem von ihm an der Universität Heidelberg entwickelten Konservierungsverfahren - der sogenannten Piastination - zeigt von Hagens menschliche Körper und einzelne Organe in einer einzigartigen Transparenzsicht.
Seit Jahren sind seine Ausstellungen auf der ganzen Welt zu sehen. An seinen "Körperweiten" scheiden sich immer wieder die Meinungen. Theologen, Philosophen und Mediziner fragen: Ist dieses öffentliche Zurschaustellen des menschlichen Körpers ethisch noch vertretbar? Wird die Würde des Menschen auch nach seinem Tod noch gewahrt?
Zugegeben - das habe ich mich auch gefragt. Es war nicht leicht, die Spannung zwischen dieser Frage und meiner journalistisch-seelsorgerlichen Neugier auszuhalten. Am Ende siegte die Neugier. Ich besuchte eine dieser Ausstellungen - und erlebte eine Überraschung, deren Auswirkungen mich bis heute begleiten. Ich war von Kopf bis Fuß auf Gruseln eingestellt, doch statt des Gruseins wuchs die Faszination mehr und mehr, und der heutige Andachtstext bekam für mich noch mehr Bedeutung.
Jedes der Exponate von Hagens' fesselte mich und es fiel mir schwer, zum nächsten Objekt weiterzugehen. So hatte ich das Wunder der Schöpfung Gottes noch nie erlebt. Der feinste Nervenstrang und das kleinste Blutgefäß ließen die Perfektion des menschlichen Körpers erkennen. Von Minute zu Minute wurde mir die Genialität unseres Schöpfergottes mehr bewusst.
Günther von Hagens ist kein gläubiger Mensch, aber wer einmal durch eine seiner Ausstellungen gegangen ist, kann eigentlich nur schwerlich an die Evolution der Lebewesen glauben, sondern wird eher - wie David in den Psalmen - über die Größe unseres Schöpfers staunen.
Gott hat jeden von uns wunderbar erschaffen. Nutzen wir "unser Wunderwerk Gottes", gehen wir sorgfältig damit um und danken Gott dafür, dass er uns gewollt hat und wir in seinen Augen unendlich wertvoll sind. Er hält die Welt in seiner Hand - und kümmert sich gleichzeitig um dein und mein Leben. Er hat das Universum im Blick - und kümmert sich um unsere Sorgen. Noch mehr Grund, ihm zu danken!
Friedhelm Klingeberg
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.