Andacht vom 09.06.2011:
Da sprach Jakob, ihr Vater, zu ihnen: Ihr beraubt mich meiner Kinder! Josef ist nicht mehr da, Simeon ist nicht mehr da, Benjamin wollt ihr auch weg nehmen; es geht alles über mich. 1. Mose 42,36
"Meine Hände zittern immer noch. Aber das tun sie eigentlich schon seit dem Moment, als mir mein Lieblingssohn so grausam genommen wurde. Ich muss Benjamin jetzt doch ziehen lassen, obwohl es mir das Herz bricht. Aber ich fürchte, dass ansonsten meine Familie verhungern wird - die Dürre dauert schon zu lange. Ich muss dieses Risiko eingehen, auch wenn ich vor Angst und Trauer fast sterbe."
So hätte ein fiktiver Tagebucheintrag von Jakob lauten können an dem Tag, als er seinen jüngsten Sohn Benjamin mit seinen Brüdern nach Ägypten ziehen lassen musste. In der Bibel wird er zitiert mit den Worten: "Nichts bleibt mir erspart!" (1 Mo 42,36c Hfa) Das ist eine Aussage, die wohl schon vielen von uns über die Lippen gekommen ist. Jakob hatte seinen Bruder Esau um den Segen des Erstgeborenen betrogen. Bei seiner Hochzeit wurde er um die auserwählte Frau betrogen. Sein Lieblingssohn soll von Raubtieren grausam zerfleischt worden sein. An dem, was Jakob erlebte, konnte man es jedenfalls nicht ablesen, dass er ein Mann Gottes war. Viel mehr lag die Vermutung nahe, dass Gott ihn bestrafen wollte. Und dennoch - die Antwort auf die Frage, ob Jakob ein Mann Gottes war, ist ein klares "Ja!". Alle Menschen sind Sünder und machen Fehler. Das betraf Jakob und das betrifft auch dich und mich.
Jesus beurteilt uns nicht nach unseren guten oder bösen Worten und Werken. Er sieht ins Herz und möchte, dass wir von dort aus "Ja" zu ihm sagen. Das ist das Entscheidende, was wir für unsere Erlösung tun können. Wir treten aus freiem Willen vor unseren Herrn und sagen so wie einst Petrus: "Du bist Christus, der von Gott gesandte Retter, der Sohn des lebendigen Gottes!" (Mt 16,16b Hfa) Und dann vertrauen wir uns ihm an.
In der Bibel erfahren wir, wie die Geschichte von Jakob endete. Er verlor Benjamin nicht und sah Josef wieder. Sie ist gut ausgegangen, weil er an Gott festgehalten hatte. Jakob wurde durch seine Treue zu Gott zu einem der wichtigsten Glaubensväter.
Wir können darauf vertrauen, dass auch unsere Lebensgeschichte gut ausgehen wird, wenn wir an Gott festhalten und ihm vertrauen.
Jörg M. Donath
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.