Andacht vom 13.07.2011:
Ihr verblendeten Führer, die ihr Mücken aussiebt, aber Kamele verschluckt! Matthäus 23,24
Versuchen wir uns einmal diese Aussage Jesu bildlich vorzustellen: Da siebt ein Pharisäer akribisch kleine Mücken aus seiner Karaffe, doch als er trinken will, zappelt ein Kamel im Getränk. Ein absurdes und groteskes Bild. Die Vermutung liegt nahe, dass Jesus diesen Vergleich mit einem humorvollen Augenzwinkern erzählte, auch wenn er im ganzen 23. Kapitel des Matthäus-Evangeliums die Pharisäer und Schriftgelehrten aufs Schärfste ermahnte.
Der Kirchenvater Chrysostomos (5. Jh. n. Chr.) behauptete, Christus hätte nie gelacht! Hatte er Recht? Die Kirche im Mittelalter wollte das Lachen unterbinden, was Umberto Eco in seinem Roman Der Name der Rose brillant dargestellt hat. Das vergiftete Buch darin war eine Schrift des Aristoteles über das Lachen. Dieses Werk sollte unter allen Umständen geheimgehalten werden mit der Begründung: "Über die Wahrheit des Schönen lacht man nicht!" Doch ist nicht gerade das Schöne, Wahre und Gute auch Anlass zur Freude und zum Lachen? In der Fat bietet die Schöpfung Gottes mit ihrer Vielfalt und Originalität viel Anlass zur Freude, zum Schmunzeln und auch zum herzhaften Lachen. Fierfilme führen mir das immer wieder vor Augen. Da uns die unverdorbene Schöpfung etwas von dem Schöpfer offenbart (Röm 1,20), kann ich nur zu dem Schluss kommen: Gott besitzt auch Humor!
Da der christliche Glaube eine frohe Botschaft ist - eine freudige und froh machende Nachricht -, sollte im Leben eines gläubigen Menschen ein warmer, lebensbejahender und gesunder Humor auf keinen Fall fehlen. Der Fheologe Karl Barth schrieb dazu: "Der Humor ist eine eminent christliche Angelegenheit." Recht hat er.
Roland E. Fischer
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.