Andacht vom 21.09.2011:
Diese Erkenntnis Gottes zeigt sich in eurer Selbstbeherrschung. Selbstbeherrschung lernt man nur in Geduld und Ausdauer, und dadurch wieder kommt man zur wahren Liebe und Ehrfurcht vor Gott. 2. Petrus 1,6 (Hoffnung für alle)
Die Mutter ist gerade dabei, die Wohnung aufzuräumen, den Teppichboden zu saugen und die Bodenfliesen zu wischen. Als sie fertig ist, kommen ihre Kinder, Max und Katrin, im Stromenden Regen aus der Schule nach Hause. Sie sind bis auf die Haut durchnässt. Der Fliesenboden wird nass und ist schmutziger, als er vor der Reinigung war. Max und Katrin werfen ärgerlich ihre Schulranzen auf den Boden, und wie aus einem Munde rufen beide: "Mama, alles ist umsonst, die Mühe ist wertlos! Es lohnt nicht, für die Schule zu lernen!"
Ihre Mutter möchte am liebsten aus der Haut fahren, aber dann reißt sie sich zusammen, besinnt sich und sagt sanft und geduldig: "Das ist aber ein mieses Wetter, nun zieht erst mal eure nassen Sachen aus." Jetzt zeigen Max und Katrin unter Tränen ihre misslungenen Klassenarbeiten: Zwei Fünfen. Sie rufen: "Mama das ist ungerecht! Wir haben so fleißig gelernt und alles gewusst!" Nun nimmt die Mutter ihre Kinder in die Arme und weint mit ihnen. Im Stillen betet sie: "Gott, ich danke dir, dass du mich davor bewahrt hast, unbeherrscht zu werden und meinen Kindern Unrecht zu tun."
Wir kennen alle aus unserem Alltag ähnliche Erlebnisse. In jüngeren Jahren riss mir häufiger der Geduldsfaden, wenn bei einer Arbeit etwas nicht so klappte, wie ich mir es vorstellte. Da bewunderte ich Menschen, die mit großer Geduld ihre Arbeit verrichteten oder Probleme lösten.
Es kann viel seelische Not vermieden werden, wenn wir mehr Selbstbeherrschung üben. Als Petrus den Andachtstext schrieb, dachte er bei diesen Worten vielleicht an sein impulsives Verhalten bei der Gefangennahme Jesu, als er im Zorn mit dem Schwert einem Knecht des Hohepriesters ein Ohr abschlug. Dank Jesu Eingreifen und Wundertat wurde der Knecht geheilt und Petrus vor einschneidenden Folgen bewahrt.
Gott wünscht sich, dass wir uns vom Heiligen Geist Selbstbeherrschung und Geduld schenken lassen. Er allein kann das Wollen und Vollbringen in uns bewirken (Phil 2,13). Und wenn uns doch einmal der Geduldsfaden reißt, können wir Gott um Vergebung bitten und beim nächsten Mal mit seiner Hilfe weiser und besonnener reagieren.
Adam Schiller
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.