Andacht vom 17.10.2011:
Die Toren sprechen in ihrem Herzen: "Es ist kein Gott." Psalm 14,1
Die Frage, ob Gott existiert und uns deshalb unmittelbar etwas angeht, wurde seit jeher kontrovers diskutiert und auf unterschiedliche Art und Weise beantwortet: als stilles Zeugnis, als offenes Bekenntnis, als lautstarkes Argument, ja sogar unter Anwendung von Gewalt. In jüngster Zeit wurde das Arsenal erprobter Argumentationsmittel erweitert: eine Bus-Kampagne. In London konnte man Linienbusse mit Plakaten sehen, auf denen zu lesen war: "Es gibt vermutlich keinen Gott. Hör auf, dir Sorgen zu machen und genieße dein Leben!" Die Antwort - ebenfalls auf Bussen - ließ nicht lange auf sich warten: "Gott existiert - genießt euer Leben mit Christus!"
Was immer man von dieser Art öffentlicher Diskussion halten mag - sie zeigt, dass auch Atheisten und Nicht-Religiöse mit missionarischem Eifer für ihre Weltsicht eintreten. Allerdings sind plakative Bekenntnisse kein Ersatz für das eigene Abwägen von Für und Wider des Glaubens an Gott. Die eigentliche Herausforderung für Christen und andere gottgläubige Menschen liegt dabei in der Behauptung, ein erfülltes und angstfreies Leben benötige keinen Glauben an Gott. "Gottlos glücklich sein"- in diesem Slogan lässt sich das Anliegen der überzeugten Atheisten und Freidenker am besten zusammenfassen.
Es hilft wenig, behaupten zu wollen, das vermeintliche Glück der Gottlosen sei gar nicht echt, sondern lediglich aufgesetzt oder eingebildet. Tatsache ist, dass viele Menschen ohne Gott glücklich sind und gerade deshalb keinen Bedarf an ihm verspüren. Tatsache ist auch, dass viele Christen nicht besonders glücklich zu sein scheinen, sondern ihren Glauben eher als anstrengend und einengend empfinden. "Gott existiert - genießt euer Leben mit Christus" wirkt da fast noch eher aufgesetzt.
Vielleicht ist ja heitere Gelassenheit die beste Reaktion auf die atheistische Herausforderung. So reagierte das Bistum Barcelona auf solche Plakate an Bussen mit folgender kurzen Erklärung: "Für uns Gläubige ist die Existenz Gottes weder ein Grund zur Sorge, noch ein Hindernis, das Leben zu genießen."
Gerade weil Gott da ist, freue ich mich auf den heutigen Tag. Weil er bei mir ist, darf ich mich allen Herausforderungen mutig stellen, die sich mir bietenden Gelegenheiten nutzen und mich am Leben und seinen schönen Seiten freuen.
Rolf J. Pöhler
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.