Andacht vom 18.10.2011:
Aber ich sage euch, die ihr zuhört: Liebt eure Feinde; tut wohl denen, die euch hassen; segnet die euch fluchen; bittet für die, die euch beleidigen. Lukas 6,27.28
Hätte Jesus das nicht anders formulieren können, vielleicht nicht ganz so fordernd? Etwa so: Wenn du Feinde hast, gehe ihnen aus dem Wege, und wenn es dir nicht zu viel Mühe macht, so akzeptiere sie wenigstens. Jesu Worte sind dagegen oft so radikal und kompRomisslos.
Vor einiger Zeit las ich einen Bericht, der mich sehr beeindruckt hat. Dirk Willems war als Wiedertäufer unter der harten Herrschaft der spanischen Katholiken im 16. Jahrhundert in den Niederlanden verurteilt worden. Er floh aus dem Gefängnis, indem er sich aus einem Fenster an einem aus Lumpen zusammengeknoteten Seil herunterließ. Er lief über das Eis eines Teiches, der hinter dem Gefängnis lag. Einer der Wächter bemerkte es und verfolgte ihn.
Willems überquerte sicher das dünne Eis dieses Teiches, weil er durch das kärgliche Gefängnisessen viel an Körpergewicht verloren hatte. Sein Verfolger allerdings, der mehr als genug zu essen hatte, brach durch das Eis, weil er zu schwer war. Als er den Wächter um Hilfe rufen hörte, kehrte Willems um und rettete ihn. Der undankbare Wächter jedoch ergriff ihn und brachte ihn zurück ins Gefängnis, wo er als Strafe für seinen Glauben und seinen Ausbruch wenig später verbrannt wurde.
Ging im Mittelalter die Verfolgung von der Kirche aus, so sind es heute nichtchristliche Religionen, die in blindem Fanatismus Andersgläubige unterdrücken und bekämpfen. Viele Christen wissen nicht, dass gegenwärtig schätzungsweise 200 Millionen Christen ihren Glauben nicht leben können, diskriminiert oder verhaftet und Tausende auch getötet werden. Nur ein Beispiel dazu: In Saudi-Arabiens Hauptstadt ermordete ein Vater seine Tochter bestialisch, nachdem er erfahren hatte, dass sie zum Christentum übergetreten war. Solche Christen sind gefordert, das Wort Jesu zu praktizieren. Beten wir für sie!
Herr, die Unduldsamkeit deinen Kindern gegenüber nimmt zu. Bewahre und beschütze sie und gib ihnen Kraft, auch ihre Feinde zu achten. Lass uns, wenn wir in eine ähnliche Situation geraten sollten, nach dem Vorbild Jesu handeln.
Josef Butscher
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.