Andacht vom 22.10.2011:
Da ließ die Frau ihren Wasserkrug stehen, lief in die Stadt und rief allen Leuten zu: "Kommt mit! Ich habe einen Mann getroffen, der alles von mir weiß!" Johannes 4,28.29a (Hoffnung für alle)
Das hatte diese Frau an jenem Tag nicht erwartet. Wie immer ging sie um die heiße Mittagszeit zum Brunnen draußen vor der Stadt Sychar: Hoffentlich sieht mich heute niemand. Ich habe es satt, immer wieder wegen meiner Vergangenheit schief angeschaut oder mit verächtlichen Worten bedacht zu werden. Doch dann begegnete ihr Jesus. Er nahm sie so an, wie sie war, bot ihr das an, wonach sie sich sehnte, und gab sich ihr als Erlöser zu erkennen (siehe Joh 4,25-26). Wie erleichtert und glücklich sie anschließend war - so sehr, dass sie von sich aus auf die Menschen zuging, die sie verachteten, und ihnen von Jesus erzählte.
So etwas wie der Frau am fakobsbrunnen müsste mir auch einmal passieren, denkt so mancher beim Lesen von Johannes 4. Doch heute meiden immer mehr Menschen die persönliche Begegnung und das Gespräch mit den Anderen. Versagen oder Niederlagen und die darauf folgenden Reaktionen der Abwehr oder Verachtung ihrer Umwelt haben sie in Einsamkeit, Isolation und Hoffnungslosigkeit getrieben. Sie sind auf der Suche nach Vergebung und dem Sinn des Lebens, doch die Fehlschläge und Enttäuschungen der Vergangenheit wiegen zu schwer, und der Mut, auf andere zuzugehen, wird immer weniger. Weil sie niemanden mehr an sich heranlassen, kann ihnen nur noch schwer geholfen werden.
Solltest du zu diesen Menschen gehören, dann versichere ich dir: Jesus kennt dich und versteht deine Situation. Er kennt auch dein Versagen und deine Fehler - aber er vergibt dir, wie der Frau. Und er bietet dir lebendiges Wasser an (V. 10-14) - seine Erlösung und seinen belebenden Geist.
Du kannst dich verstecken, zurückziehen, mit niemandem reden wollen - Jesus findet dich! In welcher Gestalt oder durch welchen Menschen er auch immer zu dir kommen mag: Lass dich von ihm finden, dir deine Schuld vergeben und dich aus deiner Einsamkeit befreien. Im Nachhinein wirst du dankbar sein und auch anderen Menschen Halt und Stütze sein können.
Die verachtete Frau gab die Empfehlung weiter: "Da ist einer, der mir alles gesagt hat, was ich getan habe. Kommt mit und seht ihn euch an! Ist er vielleicht der versprochene Retter?" (Joh 4,29 GNB)
Helmut Kraus
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.