Andacht vom 17.10.2004:
Die Altersmaschine
Ein jeder sehe nicht auf das Seine, sondern auch auf das, was dem andern dient. Philipper 2,4
Ich kenne meine Gedanken und Gefühle und meine, ein anderer müsse genauso denken und empfinden wie ich. Ich mache damit meine Möglichkeiten zu seinen. Was ich kann, soll er auch können. Andernfalls verständnisloses Kopfschütteln, vielleicht sogar Vorhaltungen und Vorwürfe.
Wer seinem Mitmenschen helfen will - ich setze voraus, dass wir das wollen -, muss wissen, dass der andere in seiner, ihm eigenen Welt lebt und dass sie meinen Vorstellungen nicht entsprechen muss.
Unser Andachtswort sagt: "Ein jeder sehe ... auf das, was dem andern dient." Das setzt voraus, dass wir uns in die Lage des andern hineindenken und -fühlen.
Architekten und andere Konstrukteure haben ein Gerät entwickelt, das jungen Menschen ermöglicht, sich wie alte zu fühlen. Die "Altersmaschine" besteht aus folgendem: Eine Spezialfolie trübt den Blick, ein Kopfhörer dämpft die Geräusche, Elastikmanschetten an den Arm- und Beingelenken schränken die Beweglichkeit ein, besondere Handschuhe beeinträchtigen die Empfindung an den Fingerspitzen. Mit diesem Gerät sollen junge Architekten, damit sie in ihren Entwürfen auf Betagte Rücksicht nehmen, am eigenen Leibe spüren, was für Schwierigkeiten alte Menschen haben. Die Jüngeren sollen erkennen, was dem Mitmenschen dient.
Besser als jedes Gerät vermag es die Liebe, den Nächsten einzubeziehen. Sie ist mit Sicherheit das geeignete "Instrument", das die Bedürfnisse des Mitmenschen herausfindet. "Durch die Liebe diene einer dem anderen." (Galater 5,13)
Lothar Reiche
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.