Andacht vom 02.11.2011:
Warum sollen die Heiden sagen: Wo ist denn ihr Gott? Unser Gott ist im Himmel; er kann schaffen, was er will. Ihre Götzen aber sind Silber und Gold, von Menschenhänden gemacht. Psalm 115,2-4
Viele Menschen fragen: Wo ist Gott? Andere sagen: Es gibt Gott nicht, sonst müsste er das Unrecht verhindern. Was sollte ein Christ darauf antworten? Mich fasziniert, wie der Psalmdichter reagierte: Unser Gott ist im Himmel, menschlichem Zugriff entzogen, und er kann machen, erschaffen, zerstören, wie, was und wann immer er will. Dann könnte die nächste Frage lauten: Wer ist dein Gott? Hast du ihn dir nicht selbst zusammengestrickt? Besteht er aus Gold und Silber? Ist er dein Bankkonto und die Aktie, der Anteilschein an einem Vermögensfond der Bank oder der Sparstrumpf?
Die Zeitgenossen des Psalmisten schufen sich ihre Götter bildhaft, sichtbar und zum Anfassen. Nur, sie waren Menschenwerk. Sie hatten zwar nachgemachte Augen und Ohren, aber sie waren imitiert und sie konnten weder reden noch riechen. Moderne Menschen bauen sich natürlich keine alttestamentlichen Götterstatuen, um sie als Gott zu verehren und von ihnen Weisung, Hilfe und Trost zu erhoffen. Viele unserer Zeitgenossen stellen sich ihren Gott trotzdem nach den eigenen Vorstellungen und Bedürfnissen zusammen. Sie sagen Gott, was er zu tun und zu lassen hat, und würde sich Gott diesen Forderungen immer beugen, wäre er nicht mehr Gott, sondern ein Sklave der Menschen. Es gehört grundsätzlich zum Wesen Gottes, dass er tun kann, was er will, dass er souverän als Herrscher wirkt und nicht dem Menschen Untertan ist. Gerade weil Gott das kann, macht es Sinn, ihm die Führung der Welt zuzutrauen.
Weil Gott machen kann, was er für gut und richtig hält, können wir ihm zutrauen, dass er es recht machen wird. So viel größer Gottes Allmacht ist als unsere Ohnmacht, so viel weitsichtiger und höher sind Gottes Wege mit uns.
Wer es wagt, Gott die Führung zu überlassen, wird nicht enttäuscht, denn der Herr denkt an uns, segnet uns (Ps 115,12) und gibt uns ein lebenswertes Leben.
Gerhard Wagner
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.