Andacht vom 19.10.2004:
Der Schmetterling
Nun aber, da ihr von der Sünde frei und Gottes Knechte geworden seid, habt ihr darin eure Frucht, dass ihr heilig werdet; das Ende aber ist das ewige Leben. Römer 6,22
Der Falter in meiner Hand breitet seine Flügel aus und flattert ins neu geschenkte Leben. Er kehrt nicht mehr zurück, bedankt sich nicht. Für ihn war ich nur eine Möglichkeit, die Freiheit wiederzuerlangen. Nun ist er fort. Wie lange wird es dauern, bis er sich wieder vom Schein einer Laterne anlocken lässt und in die nächste Falle taumelt?
Ich möchte kein Schmetterling sein, der sich aus der Klemme helfen lässt und prompt in die nächste Falle gerät. Ich möchte dazulernen. Wie gut, dass du, Herr, unsere Sprache sprichst!
Du hast uns ein ganzes Buch voll geschrieben. Und es gibt auch noch einen "heißen Draht" von dir zu mir: Im Gewissen mahnst und warnst du uns. Deine Stimme ist leise und deshalb leicht zu überhören. Man muss schon genau Gedanken, die wie Ameisen kreuz und quer durch unser Hirn gehen, beiseite kehren. In der Stille klärt sich vieles. Was vorher verschwommen schien, nimmt klare Konturen an: Was du, Herr, gesagt und wie du gehandelt hast. Indes verwandelt sich mein eigenes Wollen in deinen Willen, denn Liebende passen sich einander an, werden sich ähnlich.
Der Volksmund sagt: "Wie der Herr, so's Gescherr." Ach, war das schön, wenn der Sklave dem Herrn so aus dem Gesicht geschnitten wirkte, dass man ihn für sein eigenes Kind hielte! Seelenverwandtschaft kann zur Handlungsgleichheit führen. Dann wäre Gottes Ziel mit uns erreicht. Dann passen wir in die himmlische Familie. Dann holt ER uns heim.
Sylvia Renz
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.