Andacht vom 12.01.2012:
Alles liegt an Zeit und Glück. Prediger 9,11
Schnäppchenjäger wissen es: Nur wer zur rechten Zeit am richtigen Ort ist, wird fündig. Ob im Supermarkt oder bei der Partnersuche - Glück muss man haben. Ist es uns hold, fühlen wir uns als Glückspilze, andernfalls als Pechvögel. Irgendwie sind wir alle auf der Suche oder sogar auf der Jagd nach dem Glück. Dabei wissen wir oft gar nicht genau, was wir da suchen. Glück - was ist das eigentlich?
Eines ist sicher: Glück ist unberechenbar. So plötzlich wie es gekommen ist, so schnell geht es auch wieder. "Wie eine Wolke zog mein Glück vorbei", klagt Hiob (Hiob 30,15). Die römische Glücksgöttin Fortuna steht für diese schicksalhafte Unberechenbarkeit. Über die einen ergießt sie ihr Füllhorn - Symbol für Fruchtbarkeit, Reichtum und Überfluss -, die anderen gehen dagegen leer aus. Jedoch zeigt die Erfahrung, dass die so vom Glück Beschenkten und Bevorzugten selten wirklich glücklich, geschweige denn glücklicher sind als andere Menschen. Ein großer Lottogewinn löst zwar Hochgefühle aus, macht aber noch lange keinen glücklichen und zufriedenen Menschen.
Steht Fortuna für das zufällige "Glück haben", so bildet Felicitas die mythologische Figur für das Glücklichsein. Dies ist nicht von äußeren Umständen abhängig. Glück zu empfinden setzt weder Wohlstand, Gesundheit noch Erfolg voraus, sondern entspringt einer inneren Haltung der Zufriedenheit und Dankbarkeit für das Mögliche und Gottgegebene. So lassen sich Unzufriedenheit und das Gefühl des Benachteiligtseins überwinden und eigenes Wohlbefinden und Glück nachhaltig steigern. Salomo riet: "Deshalb: Iss, trink und sei fröhlich dabei ... Sei glücklich ... genieß jeden flüchtigen Tag ..." (Pred 9,7-9 NL).
Was im Buch Prediger geradezu "weltlich" klingt, wird in der Bergpredigt als Verheißung für die Nachfolger Jesu formuliert, die trotz Entbehrungen und Benachteilungen "selig" bzw. "glücklich" sind (Mt 5,3-10). Sie wissen sich von Gott beschenkt und dürfen sich von Herzen freuen.
Ich wünsche dir einen glücklichen Tag!
Rolf J. Pöhler
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.