Andacht vom 07.02.2012:
"Ich bin jung an Jahren, ihr aber seid alt ... Ich dachte, lass das Alter reden, und die Menge der Jahre lass Weisheit beweisen. Aber ... die Betagten sind nicht die Weisesten und die Alten verstehen nicht, was das Rechte ist ... Ich muss reden, dass ich mir Luft mache, ich muss meine Lippen auftun und antworten." Hiob 32,6-9.20
In diesen Worten liegt eine ungeheure Spannung. Erstaunlicherweise stehen sie in keinem Buch unserer Tage, sondern in dem uralten Bibelbuch Hiob.
Spannungen zwischen Jungen und Alten sind also nichts Neues. Sie sind so alt wie die Menschheit, die Folge einer ganz natürlichen Entwicklung und können für beide Seiten hilfreich sein. Wir brauchen einander. In einer gesunden Spannung liegt Energie, die etwas bewirken kann. Denken wir nur an den Haushaltsstrom. Anders ist es mit den ungesunden Hochspannungen, die nur Blitz und Donner hervorbringen und zerstören.
Warum leiden die Alten wie die Jungen oft unter solchen zerstörenden Hochspannungen?
Wenn man 14, 15 oder 16 Jahre alt ist, ist man kein Kind mehr, aber auch noch nicht richtig erwachsen. Im schon erwachsenen Körper steckt oft noch ein Kind. Das Verlangen nach Liebe und Abenteuer kann einen Jugendlichen verzehren.
Und worin besteht die Hilfe der Älteren? Es sind Erwachsene, die Jüngere durch ihr schlechtes Vorbild auf Abwege bringen. Es sind Erwachsene, die Kindern alles Mögliche und Unmögliche gestatten, sie aber vor jedem christlichen Einfluss abschirmen. Es sind Erwachsene, die Filme machen, die junge Menschen auf gefährliche Wege verführen. Und es sind Erwachsene, die Bilder ins Internet stellen, die Kinderseelen verletzen.
Heute kann für 16-Jährige schon eine positive Entwicklung verbaut sein. Wo noch erwartungsvolle Hoffnung sein könnte, ist nur noch Enttäuschung. Die gesunde Sehnsucht ist zur Sucht verkommen. Die großen Erwartungen sind zu einer trostlosen Leere geworden.
Als die "Titanic" unterging, stiegen Leuchtraketen in den Himmel. Das in der Nähe fahrende Schiff "California" dachte, es seien Zeichen der Lebensfreude - "die feiern halt!" - und fuhr vorbei. Was bei Jugendlichen wie Feiern aussieht, können in Wirklichkeit Notsignale sein. Gebe Gott, dass wir sie erkennen und bereit sind zu helfen, wo immer wir etwas tun können! Und wir können einiges tun (siehe das Buch Was Jugendliche wirklich brauchen, Advent-Verlag 2010).
Lothar Reiche
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.