Andacht vom 23.02.2012:
Und Gott der HERR rief Adam und sprach zu ihm: "Wo bist du?" Und er sprach: "Ich hörte dich im Garten und fürchtete mich." 1. Mose 3,9.10
Von Anfang an hat sie funktioniert, die erfolgreichste Täuschung des Bösen, und bis heute hat er diese Taktik nicht aufgegeben. Menschen fürchten sich vor Gott, weil es dem Bösen gelang, schon Adam und Eva einzureden: Gott ist egozentrisch, ungerecht und rachsüchtig. Nehmt euch deshalb vor ihm in Acht!
Seitdem hat der Schöpfer alle Hände voll zu tun, wenigstens das eine oder andere seiner Menschenkinder vom Gegenteil zu überzeugen, aber weil er im Gegensatz zu seinem großen Gegenspieler nicht mit faulen Tricks arbeitet, wird das in jedem Einzelfall zum Geduldsspiel.
Doch genau das ist der Punkt, der mich immer wieder fasziniert und nicht selten tief bewegt: dass der Allmächtige sich nicht zu schade ist, einem einzelnen Menschen manchmal über Jahre und Jahrzehnte in schier endloser Geduld nachzugehen - immer in der Hoffnung, dass sein geduldiges Warten und Suchen eines Tages doch zum gewünschten Erfolg führen wird.
Und immer waren es die besonders schweren Fälle, denen er nachgegangen ist: Adam und Eva, Kain, der erste Mörder, Jakob, der eiskalte Betrüger, Judas, der geldgierige Verräter ... Die Liste ließe sich fortsetzen bis in unsere Tage, und sie wäre nicht zu Ende bei dir und mir.
Nein, du und ich, wir sind keine Verräter oder gar Mörder. Wir möchten nur manchmal "autonom" sein, selbst wissen, was uns gut tut, und Lebenskonzepte verwirklichen, die scheinbar ganz gut ohne Gott auskommen. Und er lässt uns gehen, wie der Vater im Gleichnis, der von Anfang an wusste, wie das "Freiheitsabenteuer" seines Sohnes enden würde. Er hat ihn nicht gezwungen zurückzukehren, sondern nur auf ihn gewartet, mit offenen Armen. Seine Geduld wurde belohnt (siehe Lk 15, 12-20).
So ist Gott. Und ganz gleich, welche (Ab-)Wege du heute beschreitest: Er wird dir nachgehen, ganz leise und geduldig, und mit offenen Armen auf dich warten, bis du nach Hause kommst. Dass du den Weg zu ihm heute findest, das wünsche ich dir!
Friedhelm Klingeberg
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.