Andacht vom 12.03.2012:
Da sprach Jakob, ihr Vater, zu ihnen: "Ihr beraubt mich meiner Kinder! Josef ist nicht mehr da, Simeon ist nicht mehr da, Benjamin wollt ihr auch wegnehmen; es geht alles über mich." 1. Mose 42,36
"Meine Hände zittern immer noch. Aber das tun sie eigentlich schon seit dem Moment, als mir mein Sohn Josef so grausam genommen wurde. Nun musste ich Benjamin ziehen lassen, obwohl es mir das Herz bricht. Ich spüre noch die Wärme seines Abschiedskusses auf meiner Wange. Aber ich fürchte, dass ansonsten meine ganze Familie verhungern würde - die Dürre dauert schon zu lange. Ich muss dieses Risiko eingehen, auch wenn ich vor Angst und Trauer fast sterbe."
So hätte ein fiktiver Tagebucheintrag Jakobs für den Tag lauten können, als er seinen jüngsten Sohn Benjamin nach Ägypten ziehen lassen musste. In unserem Andachtswort wird er zitiert mit den Worten: "Es geht alles über mich" beziehungsweise "Nichts bleibt mir erspart!" (GNB) Das ist eine Aussage, die wohl schon vielen von uns über die Lippen gegangen ist. Es blieb Jakob in der Tat nichts erspart: Mit der Hilfe seiner Mutter hatte er seinen Bruder Esau um den Erstgeborenensegen des Vaters betrogen; bei der Wahl der Ehefrau hatte ihm wiederum sein Schwiegervater betrogen; sein Lieblingssohn Josef war spurlos verschwunden ...
An dem, was Jakob erlebt hatte, ließ sich kaum erkennen, dass er ein Mann Gottes sein sollte. Eher könnte man vermuten, Gott habe ihn bestrafen wollen. War Jakob ein Mann Gottes oder ein von Gott Bestrafter und Verlassener? Er war ein Mann Gottes und blieb es auch trotz seiner Schwachheit. Er machte Fehler - so wie wir.
Wenn Gott einen Jakob nicht aufgab, dann wird er uns auch nicht aufgeben - obwohl er ins Herz sieht, unsere Gedanken und Beweggründe kennt und nicht nur unsere Worte und Taten. Deshalb wartet er darauf, dass wir von Herzen "Ja!" zu ihm sagen. Dass wir, so wie Petrus, vor ihm knien und bekennen: "Herr, geh weg von mir! Ich bin ein sündiger Mensch" (Lk 5,8), uns aber an ihm festhalten und ihn - wie Jakob - bitten: "Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn." (1 Mo 32,27)
Die Geschichte Jakobs ist gut ausgegangen, weil er - trotz aller Sünde - an Gott festgehalten hat. Aufgrund seines Vertrauens zu Gott wurde aus ihm ein wichtiger Glaubensvater. Auch unsere Lebensgeschichte wird gut ausgehen, wenn wir an Gott festhalten.
Jörg M. Donath
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.