Andacht vom 28.03.2012:
Wenn du beten willst, dann geh in dein Zimmer, schließ die Tür zu und bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist. Dein Vater, der auch das Verborgene sieht, wird dich dafür belohnen. Matthäus 6,6 (Gute Nachricht Bibel)
Martin Luther übernachtete auf seinen vielen Reisen häufig in Gastwirtschaften. Beim gemeinsamen Abendessen mit den Wirtsleuten und anderen Gästen kam er mit ihnen ins Gespräch.
Einmal sprachen sie über das Gebet. Da sagte Luther: "Ich bin davon überzeugt, dass keiner von euch, wenn ihr betet, immer mit seinen Gedanken dabei ist. Eure Gedanken bleiben nicht beim Gebet."
Viele waren empört über diese Aussage. "Wie kannst du so etwas behaupten?", fragten sie ihn.
Er antwortete: "Ich gehe jede Wette ein, dass heute keiner das Vaterunser durchbeten kann, ohne an etwas Anderes zu denken. Ich mache ernst und verwette mein Pferd an den, der das Vaterunser beten kann, ohne an etwas Anderes zu denken."
Die Aufregung war groß. Schließlich erklärt sich einer bereit, die Wette anzunehmen. Martin Luther schickte ihn ins Nebenzimmer und sagte: "Wenn du das Vaterunser durchgebetet hast, ohne an etwas anderes zu denken, dann kommst du wieder heraus und ich schenke dir mein Pferd." Der Mann ging ins Kämmerlein, kam aber nach einer halben Minute wieder heraus und fragte verstört: "Entschuldige, ich habe eine Frage wegen der Wette: Bekomme ich das Pferd mit oder ohne Zaumzeug?"
Wer von uns kennt dieses Problem nicht? Wir wollen ernsthaft beten, aber nach einigen Sekunden oder Minuten merken wir, dass wir mit den Gedanken ganz woanders sind. Äußere Dinge oder irgendwelche Gedanken, Sorgen oder Probleme haben uns abgelenkt.
Jesus kannte das Problem offensichtlich auch, denn er gab seinen Nachfolgern den Rat, den wir im Andachtstext gelesen haben. Er selbst ging oft hinaus in die freie Natur, um ungestört und unabgelenkt mit seinem Vater im Himmel reden zu können.
Doch das größere Problem ist - wie die Geschichte Luthers zeigt - die gedankliche Ablenkung. Was können wir dagegen unternehmen? Uns zum Beispiel durch Lieder oder Lesen in den Psalmen auf das Gebet einstimmen. Sorgen und Probleme gleich zu einem Gebetsanliegen machen. Einen Notizblock bereitlegen, auf dem wir alles schreiben, was wir an dem Tag nicht vergessen dürfen. Oder ein ganzes Gebet schriftlich formulieren. Sprich das Problem mit Jesus durch; er wird dir Weisheit geben, was du tun kannst.
Klaus Schulz
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.